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Hallo zusammen,

ich bin schon vor einigen Wochen auf dieses Forum gestoßen, habe mich dann irgendwann angemeldet, bisher aber noch nicht vorgestellt. Das möchte ich nun gerne nachholen... 

Ich bin Anfang 30 und wohne in Süddeutschland. 
Ich habe einen Bruder, der vor ca. eineinhalb Jahren die Diagnose "Schizophrenie" bekommen hat. 
Angefangen hat alles vor ca. 11 Jahren, da war er zum ersten Mal in einer Klinik. Wir dachten, es geht bald wieder vorbei. Es gab dann viele Aufs und Abs, unterschiedliche Diagnosen, mehrere Klinikaufenthalte,... Viel Hoffnung, viel Enttäuschung. Oft war es schwer, zwischendurch gab es aber auch längere ruhige Zeiten, in denen alles "normal" war. 
Seit der Diagnose ist es immer wieder sehr schwer und hart. Besonders das Gefühl ihn teilweise an diese verhasste Krankheit zu verlieren, ist oft schwer auszuhalten. (Irgendwie wird einem durch eine psychische Erkrankung ja die Person genommen - zumindest phasenweise. Vielleicht wisst ihr, was ich meine...)

Vor ungefähr einem Vierteljahr hatte mein Bruder einen Suizidversuch. Danach hatte/ habe ich mit einem ziemlichen Gefühlswirrwarr zu kämpfen, das schwierig in Worte zu fassen ist. Ich hatte ein großes Bedürfnis mit mich Leuten auszutauschen, die Ähnliches erlebt haben. Ich habe nach Geschwistergruppen gesucht, aber in meinem Umkreis leider keine gefunden. Dann habe ich dieses Forum entdeckt.

Ich möchte mich nicht ständig mit der ganzen Thematik "psychisch erkranktes Geschwister" / "Suizidversuch" auseinandersetzen und lebe mein eigenes Leben, was sehr gut ist. Mein Bruder wohnt nicht in meiner Stadt und ich habe keine direkte Verantwortung zu tragen. Doch natürlich ist die ganze Thematik Teil meines Lebens und Teil meiner Familie und macht etwas mit mir. Besonders der Suizidversuch meines Bruders hat seine Spuren hinterlassen... Eine Art Grundvertrauen/ Sicherheit ist irgendwie weg. Das, wovor ich die letzten Jahre immer wieder Angst hatte, ist tatsächlich passiert. 
Ich sehne mich mich sehr nach einer Art Ruhe, einem Zustand ohne so heftige Aufs und Abs wie in den letzten zwei Jahren. 

Vielleicht kann es manchmal helfen, sich mit anderen Geschwistern in ähnlichen Situationen auszutauschen, verstanden zu werden, neue Anregungen oder Gedanken zu Dingen zu bekommen...

Hat jemand von euch auch Erfahrungen mit Suizidversuchen von Geschwistern gemacht? Wie seid ihr damit zurechtgekommen? Mit der Angst, der Unsicherheit?? 
Ich finde es ganz schwierig für das alles Worte zu finden...

Eigentlich tausche ich mich viel lieber persönlich mit Menschen aus als in Foren...manchmal hatte ich schon den Gedanken hier in der Region eine Geschwistergruppe zu gründen. Hier leben so viele Menschen - es hat mich sehr gewundert, dass es so etwas hier nicht gibt. 
Vielleicht kommt ja jemand von euch aus dem Großraum Stuttgart und hat Interesse an der Gründung einer Geschwistergruppe?  
Dann könnt ihr euch sehr gerne melden... Smile

Ich bin gespannt, ob sich hier hilfreiche, spannende "Gespräche" ergeben und ich einige von euch vielleicht näher kennen lernen werde.

Heart - liche Grüße,
das Marienkäferle
Hallo Marienkäferle,
damit umzugehen ist unglaublich schwierig.
Wenn du nicht daran zerbrichst, dann machst du es gut.
Der eigene Bruder / die eigene Schwester sind so wichtige Menschen.
Man würde Alles tun um ihnen zu helfen.
Die beschissene Krankheit lässt das nicht zu.
Niemand kann etwas dafür, nicht du, nicht dein Bruder.
Es geht auch nicht darum wer schuld ist.
Vielmehr geht es darum, dass jeder einen Weg findet um ein einigermaßen gutes Leben zu leben.
Suizidversuch, das liest sich schlimm und das ist es auch. Mir selbst fällt es auch schwer Worte dafür zu finden.
Damit konfrontiert zu werden ist brutal und bei mir hat sich alles in mir zusammengezogen. Es fiel mir schwer zu atmen oder etwas zu sagen oder zu denken. Gleichzeitig fiel es mir sehr schwer zu trennen, das ich für all das nichts konnte oder kann. Ich bin nur der Bruder, der seine Familie liebt.
Gleichzeitig ist es ein verzweifelter Akt eines Menschen der schwerkrank ist.
Man kann diesem Menschen und für sich selbst nur die bestmögliche Hilfe suchen und darauf hoffen/vertrauen, dass es der richtige Weg ist.
Wünsche dir von Herzen viel Kraft, dass du einen guten Weg findest.
Für mich ist es auch am schlimmsten, wenn ich mit alldem alleine zurechtkommen muss. Daher bin ich dankbar für die Möglichkeit zum Austausch mit Geschwistern, die ähnliches erleben wie ich.