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Normale Version: Goldfisch stellt sich vor
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Hallo liebe Community,

da ich momentan noch auf einen Therapieplatz warte, bin ich auf der Suche nach dem Austausch mit Gleichgesinnten. Daher: Schön, hier zu sein!
Ich bin 24 Jahre alt und versuche einen Weg zu finden, mit meiner Schwester richtig umzugehen.

Meine 4 Jahre ältere Schwester leidet nun seit circa 5 Jahren an Psychosen, manischen Depressionen, Schizophrenie und ist zugleich über die letzten Jahre in esoterische Kreise abgerutscht, die ihre arme kaputte Seele wohl noch mehr angreifen und ihr umso mehr schädigen. Schon in ihrer Jugend konnte man merken, dass sie häufig depressive Phasen hatte, sie war immer die beste in der Schule und hatte nicht wirklich gute Freunde in ihrem Umfeld. Sie war immer sehr kreativ und hyperintelligent und konnte sich in andere Welten, Bücher, Filme etc. verlieren.
Das erste mal war sie vor 5 Jahren in einer Klinik in Spanien, nachdem sie mit dem Hubschrauber aus dem Meer gefischt wurde. Sie wollte laut ihren Erzählungen herausfinden, ob Aliens den Hubschrauber fliegen. Aus der Klinik ist sie nach zwei Tagen ausgebrochen oder wurde entlassen, sie erzählt verschiedene Versionen der Story. Seitdem wurde meine Papa alle paar Monate aus verschiedenen Ländern angerufen, in denen meine Schwester eingewiesen wurde. Sie hat sich dennoch immer gegen eine langzeitige Behandlung gewehrt und hängt leider in ihren esoterischen Methoden (wahrscheinlich auch psychedelische Drogen). Zudem ist sie nirgends gemeldet, nicht versichert und auch ihre Geldeinnahmequelle ist uns unklar. Vor zwei Wochen hatten wir wieder eine heiße Phase, in der sie am Telefon um unsere Hilfe gefleht hat. Meine Eltern sind sehr liebevolle Eltern und verzweifeln an der Geschichte genauso wie ich. Wir lieben meine Schwester sehr und würden ihr unglaublich gerne helfen. Immer wenn wir dann tatsächlich zur Hilfe antanzen, werden wir jedes mal auf ein neues auf den Boden der Tatsachen gezogen, dass wir ihr einfach nicht helfen können. Es zerbricht mir das Herz. Auch dieses mal wollte sie uns letztendlich wieder nur benutzen, um an Geld und neue Sachen zu kommen, war aber nicht dazu bereit, um mit uns zu kooperieren und sich helfen zu lassen. Sie ist sehr verkommen, ungepflegt, wusste nicht mehr wie sie sich wäscht und wie man sich die Zähne putzt. Sie erzählte viel über die Lichtnahrung, dessen Praxis sie nun befolgt. Wir gingen im Streit auseinander, als sie auf dem Weg in eine Klinik an einer Raststätte ausstieg und nicht mehr ins Auto einsteigen wollte. Die letzten Tage hat sie mir sehr oft geschrieben und mich auch zu sich eingeladen (wo auch immer das ist). Ich fühle mich schlecht ihr nicht zu antworten, fühle mich aber momentan auch nicht Stark genug, ihr entgegen zu treten, da mich die Tage mit ihr schon komplett ausgelaugt und fertig gemacht haben. 

Ich freue mich sehr über den Austausch hier im Forum und hoffe, dass wir uns gegenseitig Mut machen und Tips für den Umgang mit unseren Geschwistern geben können! <3
Lieber Goldfisch, 

bitte entschuldige die späte Antwort. 

Deine Geschichte ist sehr bewegend. Ich finde es gut, dass du dir selbst Unterstützung und einen therapieplatz suchst. Das ist der wichtigste Schritt als Bruder oder Schwester eines psychisch erkrankten Geschwisters.

Kürzlich hab ich, weiss nicht mehr ob es hier oder im ApK podcast "Angehören" (sehr zu empfehlen) war, ein sehr passendes Beispiel gehört. Jemand ist in einen tiefen Brunnen gefallen, hilfsbereiteMenschen rufen die Feuerwehr. Die Feuerwehr kommt schnell. Kurz vor dem Abseilen sehen die Feuerwehrmänner,  dass der zu rettende Mensch mit einem Messer im Brunnen sitzt und sich offensichtlich nicht helfen lassen will. Die Feuerwehr fährt wieder.

Ein Mensch der sich nicht helfen lassen will ist ein ganz schwieriges Thema...

Was mir geholfen hat:
www.mutmachleute.de
Buch "übersehene Geschwister" Jana Hauschild
Apk Bayern speziell Selbsthilfegruppe München und Bayern online
Vor allem: auf mich selbst und meine Bedürfnisse/Wünsche achten

Ich hab viele Jahre nicht verstanden, genauer gesagt 19 Jahre, und erst letztes und vorletztes Jahr diese ganzen Helfer für mich gefunden um selbst glücklich zu sein, mit viel weniger eigenem Leid und trotzdem bin ich noch für meine Schwester da wenn sie mich braucht und mich um Hilfe bittet.

Das wünsche ich dir von Herzen, dass du Hilfe findest und dich selbst für dich in den Mittelpunkt stellst. Das klingt einfacher gesagt als getan. Wichtig ist immer der erste Schritt in die richtige Richtung. Hoffe dass dir das ein bisschen hilft. 

VG
werwoiss