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Nicht alleine - Druckversion

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Nicht alleine - Larissa - 20.02.2019

Hallo,
ich habe das Buch "Übersehene Geschwister" gelesen und bin so auf dieses Forum gestoßen.
Ich hoffe das es in Ordnung ist wenn ich hier rein schreibe. 

Mein  älterer Bruder ist mit Asperger Autismus betroffen. Die Diagnose kam erst vor einem Jahr. Es ist halt keine psychische Erkrankungen sondern eine psychische Beeinträchtigung die leider nie verschiedenen wird. Aber naja ob es das einzige ist was mein Bruder hat ist auch fragwürdig....es könnten ebenso Depression und Zwangsstörung mit dabei sein. Aber mein Bruder und meine Eltern wollen sich nicht helfen lassen ich habe so viel Energie und Kraft rein gesteckt. Sowohl für meine Mam weil sie selber nicht mehr konnte, an wahrscheinlich an Zwangsstörung, Angststörung und Depression leidet und mein Dad Alkoholiker ist und wahrscheinlich auch Asperger hat, ich habe  alles versucht, war ihr Rettungsring. Ohne mich haben sie Termine und Geburtstage vergessen. Haben es nicht gepackt pünktlich aus dem Haus zu kommen. Ich war Jahre lang in der Falschen Rolle gefangen. Musste mich um mein Bruder kümmern, ihn zu meinen Freundinnen mitnehmen, war der "Babysitter"ansonsten gab es Ärger und Vorwürfe von meinen Eltern und Großeltern.... Jedoch wenn ich Zeit versucht habe mit meinem Bruder zu verbringen ohne meine Freundinnen, rateste er regelrecht aus. man bekam Wasser übergelehrt, wurde mit Pizzamesser bedroht...jeden Tag wenn ich nach Hause kam und wenn es nur zum Schlafen war hat es gereicht das ich mit Schimpfwörter beschrienen wurde von meinem Eltern meinem Bruder, habe ich zu laut getrunken, die Gabel beim Essen ab gestreift, irgendwelche "störende/alltägliche" Laute gemacht wurde ich angeschrien und beschimpft...mir wurde immer von meinen Eltern gesagt ich bin anders, gehöre nicht zur Familie weil ich so anders bin und ob sie mich bei der Geburt vertauscht haben (kann leider nicht sein, sehe meiner Mam zu ähnlichen....)  Ich habe mir immer einen großen Bruder gewünscht, eine normale Familie, wollte Aloptiert werden, ins Heim, habe mir gewünscht das meine Familie stirbt. Das klingt alles so gemein von mir... Ich habe bis ich 19 war hauptsächlich in einer Fantasiewelt gelebt damit ich das Familienleben zu Hause ertragen konnte.Nach dem ich mit 19 und meinem ersten Ausbildungsgehalt ins Nachbardorf zog um nicht den Kontakt zu meinen Freunden zu verlieren. Ging es weiter. Am Telefon wurde ich zum Ventil derer Verzweiflung. Mir wurde gedroht wenn ich nicht wöchentlich Anrufe und musste mir immer nur deren Probleme anhören, die meiner Eltern und welche sie mit meinem Bruder haben...sie kamen vorbei und haben mir gedroht das sie mich brauchen und keine unnötige Therpeuten. Das ich mich um sie alle im Alter kümmern muss, das ich kein Recht habe das es mir gut geht, ich wurde bedroht weil ich das Auto meines Bruder abkaufen sollte... sie meinten ich seie in einer Sekte weil ich dann irgendwann zusammenbrach und ich meinen Eltern versucht habe klar zu machen das ich nicht mehr kann....

Ich bin 21 Jahre alt. Ich war dann letztes Jahr  in einer Klink weil ich durch das Chaos zu Hause eine extreme Angststörung gegenüber meine Eltern und meinen Bruder entwickelt habe, inklusive schwere Depressive Episode, wo im Moment am ausklingen ist weil ich mit Hilfe meiner Therapeutin versuche meine Vergangenheit aufzuarbeiten...seit drei Monaten habe ich nun den Kontakt mit meiner Familie abgebrochen weil auch ein klärendes Gespräch in der Klinik mit meinen Eltern eskaliert ist...meine Schuldgefühle und mein schlechtes Gewissen ist groß. Ich bin dann vor einem Monat etwas weiter weg gezogen damit meine Familie mich nicht mehr auffinden kann...

Ich habe das Gefühl mich mit meinen Problemen und meiner Vergangenheit alleine zu fühlen, weil meine Freunde es nicht richtig nachfüllen können wie es mir geht und ich das Gefühl habe sie auch nicht damit belasten zu können. Sie kennen meine Familie als die perfekte Familie (ich durfte 20 jahre nie was erzählen, es wurde mir gedroht) in der Klink gab es auch niemanden mit einem kranken Bruder oder Schwester oder Eltern. In dem Buch hatte ich das erste Mal das Gefühl das viele Geschwister Übersehen wurden und auch was ich hier bisher gelesen habe zeigt es das man doch nicht ganz alleine sein muss mit seinen Sorgen, Ängsten und Problemen....

Ich weiß auch gar nicht wie ich es  formulieren kann und soll oder überhaupt darf...Es tut immer noch weh über seine Vergangenheit zu reden und über die Zukunft nach zu denken. Aber meine Therapeutin meinte es könnte mir helfen mich mit jemanden austauschen zu können, es könnte leichter werden wenn man Leute kennt mit einem ähnlichem Schicksal...
Lari


RE: Nicht alleine - Nick - 22.02.2019

Hallo Lari,

es tut mir wahnsinnig leid, was Du durchgemacht hast! Es ist hart, wenn es in der Familie Probleme gibt und noch schlimmer, wenn man das nicht mit irgendjemandem teilen kann.

Ich hoffe ganz fest, dass Du jetzt die Unterstützung bekommst, die Du brauchst um Dein eigenes Leben zu leben und um die nötige Distanz zu Deiner Familie aufzubauen. 

Alle Gute!
Nick


RE: Nicht alleine - Larissa - 07.03.2019

Danke!


RE: Nicht alleine - maulwürfel - 13.03.2019

Liebe Lari,

du bist noch sehr jung. Ich mache es mal kurz. Deine Freunde werden die Situation nicht verstehen. Das kann nur jemand, der das gleiche durchgemacht hat. Ich spreche aus Erfahrung. Wenn du es schaffst, lebe dein eigenes Leben. Du wirst es nie gedankt bekommen. Von deinen Eltern nicht. Vielleicht von deinem Bruder, das kann ich aber nicht beurteilen. Ich habe mich immer um meine Schwester gekümmert und es auch nie gedankt bekommen. Warum nicht, ich kann es nicht sagen. Meine Mutter kann ich nicht mehr fragen, da sie schon lange tot ist. Mein Vater ist letzte Woche gestorben. Ich wollte ihn immer fragen, warum mir nie einer geholfen hat, habe es aber immer wieder verschoben, jetzt ist es zu spät. Ich glaube aber, ich hätte auch keine Antwort darauf bekommen.

Du hast auch nur dieses eine Leben. Ich bin jetzt 53 und für mich ist es zu spät. Ich kann nur den Jüngeren raten, grenzt euch ab. Helfen ist ja das eine. Aber immer der Mülleimer, ich würde es glaube ich nicht noch mal tun.

LG


RE: Nicht alleine - Larissa - 15.03.2019

Hallo Maulwürfel danke für deine Antwort. Ja du hast recht man muss lernen sein eigenes Leben zu leben. Leider kann ich es noch nicht so gut. Und arbeite dran. Nachdem ich letzte Woche erfahren habe das meine Eltern herausgefunden haben wo hin ich gezogen bin hat die Panik wieder eingesetzt...ich habe  mich nur knapp 2 Monate in meinem neuen Zu Hause sicher gefühlt. Jetzt war ich am Mittwoch einkaufe und was für ein Schicksal meine Großtante war da und hat mir gesagt das man ja so Sachen von mir hört, ich ja jetzt ganz nahe an hier gezogen sei und meine Oma auch noch grade hier einkaufen ist...ich konnte mich wieder nicht abgrenzen. Habe mich umarmenlassen und ihr nicht sagen können Sie soll mich einfach in Ruhe lassen. Es geht sie nichts an... Als sie dann weg war habe ich mich 20 min im Einkaufsladen vor meiner Oma versteckt aus Angst das sie mich noch entdeckt...kaum zu Hause bin ich total zusammengebrochen mit dem Sicht auf die Welt das es  kein Sinn mehr hat...wurde am Selben Abend noch in eine Klink eingeliefert. Tja mit der bitteren Erkenntnis ich habe es wieder nicht geschafft... weiter kämpfen ist nun die einzige Möglichkeit... So anstrengend es auch ist... Liebe Maulwürfel ich werde dir auf deinen Eintrag zu deiner Momentan Situation schreiben. 

Danke dir!


RE: Nicht alleine - maulwürfel - 16.03.2019

Hallo Lari,

danke für die Worte unter Fragen an die Eltern. Ja, ich habe vor Jahren mal eine Kur gemacht. War ganz ok, aber das Kopfkino ging trotzdem immer weiter. Ich erfreue mich dann eher an kleinen Inseln. Ein gutes Buch, mit meinem Mann essen gehen, mal in die Sauna usw. Aber jetzt zu dir. Bist du denn jetzt noch in der Klinik? Das geht nicht, LiLaLa. Du bist schon sehr angegriffen. Du hast in deinem ersten Beitrag geschrieben, deine Eltern haben gesagt, du gehörst nicht zur Familie. Das geht gar nicht. Aber gut so, dann machst du es also genau richtig. Das ist jetzt zynisch geschrieben. Ich habe mit meinen Eltern nie darüber gesprochen, warum ich die ganze Verantwortung für meine Schwester trage, aber ehrlich gesagt, wenn meine Eltern mir die Worte deiner Eltern an den Kopf geworfen hätten, ich hätte es vielleicht geschafft, mich abzugrenzen.

Du hast nur zwei Möglichkeiten, da sich deine Eltern und dein Bruder ja nicht helfen lassen wollen.

1.Du grenzt dich nicht ab. Hilfst deinen Eltern, deinem Bruder und gehst dabei vor die Hunde.

2. Du gehst den schweren Weg und brichst den Kontakt ab. Laufe aber nicht vor deinen Verwandten weg oder verstecke dich. Sage ihnen was los ist, wenn du es schaffst.

Wenn ich Kinder hätte, würde ich gar nicht wollen, das mein gesundes Kind sein Leben auch noch für das kranke Kind aufgibt. Das ist die Aufgabe der Eltern. Da ist es sehr einfach, die Schuld auf dich zu schieben. Nach dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung. Hat ja auch bei dir immer geklappt. Das meine ich jetzt nicht böse. Natürlich kann man von uns Kümmerern sagen, wir sind auch ein Stück weit mit Schuld an der ganzen Sache. Das steckt auch Wahrheit drin. Wir sollten auch an uns denken, wir hätten auch loslassen müssen oder sollten es tun.

Ich hoffe du entscheidest dich für den zweiten Weg. Er wird sehr steinig aber der erste Weg führt zum Abgrund.

Alles Liebe und das auch an alle anderen Kümmerer

A-