23.04.2018, 11:34
Hallo!
Ich bin 36, lebe in Niedersachsen und bin Schwester eines zwei Jahre jüngeren psychisch kranken Bruders (Diagnose: Schizo-affektive Psychose, vermutet auch komplexe Traumafolgestörung und Dissoziative Persönlichkeitsstörung). Wir haben noch zwei weitere jüngere Schwestern und einen älteren Bruder.
Mein Bruder war bereits in unserer Kindheit "anders". Sehr sensibel, warmherzig, kreativ, unglaublich intelligent (Informatiker im abstraktesten Segment) und auch aufbrausend, gemein, etc. Wir hatten schon im Kinder/Jugendalter mit der Erziehungsberatungsstelle Kontakt, weil es für alle schwierig war. Meine Eltern waren mit sehr schwierigen Kindheiten belastet, meine Mutter teils sehr depressiv, mein Vater schwer kriegstraumatisiert (er war älter als der Vater meiner Mutter) und auch psychisch auffällig. Es gab immer wieder Gewaltausbrüche, auch noch als meine Eltern bereits geschieden waren. Ich habe mit 16 das Haus verlassen und hatte einige Zeit sehr sporadisch Kontakt zur Familie.
As er knapp 18 war, zogen meine Mutter und Schwestern in eine andere Stadt und mein jüngerer Bruder blieb in unserer Geburtsstadt.
Zu Weihnachten war er dann das erste Mal verschwunden, er tauchte einige Tage später psychotisch und völlig eingepinkelt bei Freunden auf. (Später habe ich erfahren, dass er in dieser Zeit von einem älteren Bekannten vergewaltigt worden war.)
Ich habe mich ab da immer wieder sehr für meinen Bruder eingesetzt. Bin mit ihm weit weg gefahren, damit er keinen Kontakt zu seinen kiffenden Freunden hatte, habe versucht, ihm alternativmedizinische Hilfe zu organisieren. Habe mit Unterstützung seinen ersten Aufenthalt in der Psychiatrie veranlasst (schrecklich für ihn!). Immer wieder seine BafögAnträge/ Beurlaubungen/ HartzIV-Anträge unterstützt. Habe meinen ersten Studienabschluss ihm gewidmet. War die Brücke zum Rest der Familie. Habe immer wieder geglaubt "dies jetzt noch, dann geht es ihm wieder besser". Wollte ihn retten.
Seine Krankheit verlief schubweise. Er ist nicht einsichtig und immer aggressiver geworden. In's Drogen- und Rotlichtmilieu gerutscht. Immer wieder straffällig. Übergriffig gegenüber Freunden und Fremden. Seit 2014 habe ich keinen Kontakt mehr, da er damals meine Schwester und mich im Beisein meiner kleinen Kinder angegriffen hat. Er hat Suizid-Neigung und ich erwarte im Grunde jederzeit einen Anruf, dass er tot ist. Oder dass er andere Menschen schwer verletzt hat etc.
Als ich schwanger mit meinem Sohn war, haben mich massive Ängste geplagt, ob er auch so ein Schicksal haben wird?
Ich habe erlebt, dass ich immer Rückenschmerzen an einer bestimmten Stelle bekam, wenn er "akut" wurde. Inzwischen ist das weniger. Ich lerne immer mehr, gut für mich und meine Familie zu sorgen. Aber belastet bin ich immernoch und habe manchmal Angst, dass er meinen neuen Wohnort findet und Probleme macht. Schwester eines "gefährlichen Verrückten" zu sein, ist kein Zuckerschlecken. [Bild: https://forum.geschwisternetzwerk.de/ima...ecided.png]
Danke für eure Arbeit, die ihr in den Aufbau dieses Netzwerkes steckt!
Herzlich, H
Ich bin 36, lebe in Niedersachsen und bin Schwester eines zwei Jahre jüngeren psychisch kranken Bruders (Diagnose: Schizo-affektive Psychose, vermutet auch komplexe Traumafolgestörung und Dissoziative Persönlichkeitsstörung). Wir haben noch zwei weitere jüngere Schwestern und einen älteren Bruder.
Mein Bruder war bereits in unserer Kindheit "anders". Sehr sensibel, warmherzig, kreativ, unglaublich intelligent (Informatiker im abstraktesten Segment) und auch aufbrausend, gemein, etc. Wir hatten schon im Kinder/Jugendalter mit der Erziehungsberatungsstelle Kontakt, weil es für alle schwierig war. Meine Eltern waren mit sehr schwierigen Kindheiten belastet, meine Mutter teils sehr depressiv, mein Vater schwer kriegstraumatisiert (er war älter als der Vater meiner Mutter) und auch psychisch auffällig. Es gab immer wieder Gewaltausbrüche, auch noch als meine Eltern bereits geschieden waren. Ich habe mit 16 das Haus verlassen und hatte einige Zeit sehr sporadisch Kontakt zur Familie.
As er knapp 18 war, zogen meine Mutter und Schwestern in eine andere Stadt und mein jüngerer Bruder blieb in unserer Geburtsstadt.
Zu Weihnachten war er dann das erste Mal verschwunden, er tauchte einige Tage später psychotisch und völlig eingepinkelt bei Freunden auf. (Später habe ich erfahren, dass er in dieser Zeit von einem älteren Bekannten vergewaltigt worden war.)
Ich habe mich ab da immer wieder sehr für meinen Bruder eingesetzt. Bin mit ihm weit weg gefahren, damit er keinen Kontakt zu seinen kiffenden Freunden hatte, habe versucht, ihm alternativmedizinische Hilfe zu organisieren. Habe mit Unterstützung seinen ersten Aufenthalt in der Psychiatrie veranlasst (schrecklich für ihn!). Immer wieder seine BafögAnträge/ Beurlaubungen/ HartzIV-Anträge unterstützt. Habe meinen ersten Studienabschluss ihm gewidmet. War die Brücke zum Rest der Familie. Habe immer wieder geglaubt "dies jetzt noch, dann geht es ihm wieder besser". Wollte ihn retten.
Seine Krankheit verlief schubweise. Er ist nicht einsichtig und immer aggressiver geworden. In's Drogen- und Rotlichtmilieu gerutscht. Immer wieder straffällig. Übergriffig gegenüber Freunden und Fremden. Seit 2014 habe ich keinen Kontakt mehr, da er damals meine Schwester und mich im Beisein meiner kleinen Kinder angegriffen hat. Er hat Suizid-Neigung und ich erwarte im Grunde jederzeit einen Anruf, dass er tot ist. Oder dass er andere Menschen schwer verletzt hat etc.
Als ich schwanger mit meinem Sohn war, haben mich massive Ängste geplagt, ob er auch so ein Schicksal haben wird?
Ich habe erlebt, dass ich immer Rückenschmerzen an einer bestimmten Stelle bekam, wenn er "akut" wurde. Inzwischen ist das weniger. Ich lerne immer mehr, gut für mich und meine Familie zu sorgen. Aber belastet bin ich immernoch und habe manchmal Angst, dass er meinen neuen Wohnort findet und Probleme macht. Schwester eines "gefährlichen Verrückten" zu sein, ist kein Zuckerschlecken. [Bild: https://forum.geschwisternetzwerk.de/ima...ecided.png]
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Herzlich, H