Ich stelle mich vor
#1
Hallo zusammen,

ich habe den Weg zu diesem Forum durch das wundervolle und sehr bereichernde Buch "übersehene Geschwister" gefunden. Den Geschwistern von psychisch Erkrankten eine Stimme zu geben und sich über verschiedene Netzwerke auszutauschen und zu vernetzen finde ich eine sehr tolle Möglichkeit, die ich endlich für mich auch in Anspruch nehmen möchte und deshalb bin ich auch hier. 
Kurz zu meiner Person:
Ich bin Mitte 20 und lebe und studiere in einer kleinen Stadt in Hessen. Ich bin das dritte und letzt geborene Kind in meiner Familie und hatte einen schwer psychisch erkrankten großen Bruder, der sich vor 6 Jahren das Leben genommen hat. Ich weiß nicht ob ich in diese Gruppe passe, weil mein Bruder nicht mehr lebt. Ich fange aber erst jetzt richtig an meine damalige Rolle in der Familie, meine Beziehung zu meinem Bruder und meine Verhaltensweisen mein So-sein-wie-ich-bin zu reflektieren. In der Familie hab ich versucht nicht aufzufallen und zu funktionieren und habe meine Sorgen und Belange selten mit meinen Eltern teilen können. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinem Bruder und ich war ein wichtiger Ansprechpartner für ihn. In vielen Dingen habe ich mich aber mit bestimmten Aufgaben überfordert gefühlt und wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen wie Angst, Wut und Trauer. Ich habe sie unterdrückt und habe mir selbst keinen Raum gegeben, so lange bis heute!

Ich würde mir wünschen mit Menschen in Kontakt zu treten, die sich wie ich nicht gesehen fühlen, die vielleicht ähnliches erlebt haben und sich mit ihrem Erleben zeigen und mit mir austauschen möchten. 

Liebe Grüße
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#2
Hallo Annitschka, ich wünsche dir alle Kraft für deine schwierige Situation. Die Überforderung und das NichtwohinwissenmitallenGefühlen kenne ich auch nur zu gut. Man könnte schreien und man weiss dass es niemanden gut tun würde und man meint sogar, dass es niemand hören würde. Als Schwester oder Bruder mag man vielleicht gesund sein, aber durch die Situation macht man fast dieselben Erfahrungen, nur mit einem gesunden Denken. Unsere Geschwister sind krank und sie können die Dinge nicht so einordnen wie wir. Daher müssen wir lernen mit alldem zu leben und versuchen es so gut wie möglich hinzukriegen. Meine Schwester hat sich auch schon häufig das Leben nehmen wollen. Manchmal frage ich mich was besser ist. Das mag hart klingen, aber ein Leben mit einer ständigen Unsicherheit und der Befürchtung, dass sich die eigene Schwester das Leben nimmt und man kann nicht wirklich etwas dafür oder dagegen tun, das leitet mich ab und zu zu diesem Gedanken. Aus meiner Sicht gehörst du voll und ganz in dieses Netzwerk. Aus meiner Sicht spielt es keine Rolle ob unsere Geschwister hier oder an einem anderen Ort sind. Wir Geschwister teilen dasselbe Schicksal jeder auf seine eigene Weise und doch so ähnlich. Das sollte uns allen Kraft und Mut für die Zukunft geben. Wir sind nicht allein und wir geben unser Bestes für uns und unsere Geschwister. Egal ob sie hier sind oder woanders. Viele Grüße und alles Gute für dich.
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