Karo stellt sich vor
#1
Hallo zusammen,
mein Name ist Karo, und ich bin froh dieses Forum gefunden zu haben. Vor über einem Jahr Vertraute sich mir jemand an, der für mich wie ein Bruder ist. Wir sind zusammen aufgewachsen , sind durch dick und dünn gegangen, im Grunde genommen waren wie wie Zwillinge, auch wenn nicht gleichalt. Ich wusste immer ohne ihn zu sehen wie es ihm geht. Manchmal reichte auch schon nur der Schreibstil aus, um zu wissen wie er drauf ist.
Vor über einem Jahr also erzählte er mir plötzlich von seinen Selbstmord Gedanken, und weshalb. Ich war total schockiert im ersten Augenblick, versprach seinen Eltern nichts zu erzählen.
Wir unterhielten uns sehr lange darüber an diesem Tag, und ich hörte eigentlich nur zu, ohne zu Werten oder sonstiges. Das einzige was ich wissen wollte war wie er es machen würde, um das Risiko besser einschätzen zu können. Im Grunde genommen hätte ich vielleicht direkt die 112 wählen sollen...
Ein Jahr lang habe ich gekämpft, Stunde um Stunde mit ihm gesprochen, ihn aufgebaut,  Möglichkeiten gezeigt aus seiner Deppresion und seinen Situation herauszukommen, zu Therapeuten zu gehen, um seine Vergangenheit aufzuarbeiten.
Damals hatte ich ihm ein Ultimatum gesetzt, das er sich bis zum Datum X Hilfe holen soll, sonst müsste ich zu meinem Selbstschutz seine Eltern informieren. Nicht über den Inhalt unserer Gespräche, sondern seine Absichten. Er war schockiert und immerhin, er meldete sich bei der CARITAS u25 an, und hatte fortan Gespräche.
Damals nahm er dann plötzlich zusätzlich Vitamin D,, weil er meinte es könne aucubnoch damit zusammen hängen...  Wir hatten ein Codewort, wenn er es schrieb, ließ ich alles liegen und stehen und ging zu ihm bzw. Er kam zu mir. Er musste sich in der "heißen" Phase 3mal täglich melden. Oft schon stand ich wenn er sich nicht zur vereinbarten Zeit gemeldet hatte, vor seiner Tür und hatte sie 112 schon eingetippt, wenn er selbst auf Anrufe etc. nicht reagiert hat. Irgendwann ebbten die Gespräche ab, und er versicherte mir dass es ihm gut geht. Ich konnte auch nichts anderes feststellen...
Letzte Woche antwortete er so komisch auf meine Nachricht, das ich ihm noch schrieb, ob wirklich alles okay sei, denn es kam mir vor als sei er plötzlich wieder sehr depressiv. Dann kam der Schock und die Erleichterung er hatte sich selbst eingewiesen in die Psychiatrie, nachdem er seinen Eltern erzählt hatte das er Selbstmord gefährdet sei, und das er alles rund um sein Studium Abschluss erfunden habe, was selbst ich nicht wusste. Alles war gerichtet, Tablettencocktail und Alkohol, daneben ein Abschiedsbrief in Englisch. Er hatte über ein Jahr etwas imaginäres aufgebaut, und aufrechterhalten, nur um nicht aufzufallen, um nicht zugeben zu müssen das er es nicht geschafft hat. Ich war zwar ehrlich erleichtert das er "weg" ist und vor allem sicher vor sich selbst, aber es kommt mir vor als würde der gesamte Stress sich gerade bei mir entladen. Gestern Abend dann bin ich zusammengeklappt und hatte einen Nervenzusammenbruch, ich bin einfach am Ende meiner Kräfte, habe das Gefühl irgendetwas falsch gemacht zu haben, und bin einfach nicht mehr in der Lage mich aufzuraffen, völlig leer undaufgebraucht.
Er hatte alle Möglichkeiten, ich habe ihm sogar angeboten ihn zu Beratungsstellen, Ärzten oder auch zu einem Gespräch mit seinen Eltern zu begleiten. Immerhin hat er es jetzt geschafft, aber dafür drehe ich am Rad, vor allem weil ich nichts mehr von ihm höre. Ich denke er muss einen Schnitt machen, aber es ist sehr schwierig für mich das ich nichts mehr von ihm höre.

Vielen Dank für die Möglichkeit hier in diesem Forum zu sein.
Allen einen schönen Sonntag
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#2
Hallo Karo,
eben lese ich Deine bedrückenden Erfahrungen und Deine nachvollziehbare Leere, als Dein so lange währendes und so wichtiges Kümmern mit einem Klinikaufenthalt "Deines Bruders" abgebrochen ist.
Seele und Körper brauchen nach langer Anstrengung eine Ruhephase - und wenn wir Menschen das nicht von uns aus rechtzeitig machen, macht das für uns unser Körper und/oder unsere Seele - und wir wundern uns. Dies ist mein Eindruck von dem, was Du als Nervenzusammenbruch bezeichnet hast.
Die enge Beziehung macht es so schwer auszuhalten, wenn man vorübergehend nichts von der Person erfährt - insbesondere dann, wenn sie in einer so problematischen Verfassung war wie Dein Bruder vor dem Weg in die Klinik.
Hast Du noch keine Idee, wie Du in Erfahrung bringen kannst, wie es ihm geht? Du kennst doch die Eltern, und sicher auch die Klinik, in die er gegangen ist. 
Vielleicht ist es aber auch gut, wenn Du Dir sagst:
Er hat professionelle Hilfe gesucht, und offensichtlich hat er sie auf gefunden: er wurde in die Klinik aufgenommen. Jetzt habe ich das Recht und die Verpflichtung mir selbst gegenüber, auf mich zu achten; für meinen Bruder sind jetzt die Profis zuständig; warum sollte ich glauben, die sind zu weniger fähig als ich in der letzten Zeit? Die haben das gelernt und viel Erfahrung mit verzweifelten Menschen. Die sollten wissen, was zu tun ist - nicht ich, ich bin "nur" der Bruder, der für ihn da sein wird, wenn er die Klinik verlässt und mich aufsucht.
Mit den Eltern über die Probleme ihres Sohnes zu reden - ich glaube, das würde die total überfordern, nachdem sie so plötzlich mit dem "Doppelleben" ihres Sohne konfrontiert wurden (ich meine sein Vorspielen des Studiums bzw. des Abschlusses).
Ich wünsche Dir vor allem Ruhe, die Stärke kommt dann irgendwann von selbst zurück.
Reinhard
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