17.01.2018, 12:37
Hallo Micki,
längere Texte, d.h. längere Darstellungen von Situationen und Abläufen, gefallen mir gut: so kann ich mir halbwegs ein Bild machen; sicher geht das Anderen auch so.
Was Dir und Deinem Bruder in den letzte Jahren geschehen ist - und insbesondere der von Dir angesprochene tödlich Unfall sind fürchterlich! Der "normale" Tod eines Bruders ist schlimm und tut weh, der Suizid wird als noch schlimmer erlebt (ich rede aus eigener Erfahrung), aber ein Unfall in einer Krisensituation mit Beteiligung von Polizei - wie man bzw. frau sich da fühlt kann ich sicher nicht nachfühlen, es ist einfach zu tiefreifend und außerdem noch hoch komplex.
Aber eins weiß ich ganz genau:
Du hast mit Sicherheit alles getan, was Du tun konntest - wahrscheinlich sogar einiges darüber hinaus - , und was für Deinen Bruder gut und hilfreich war. Wir alle fragen uns ja immer wieder: könnten oder sollten wir mehr tun? - Wobei wir gleichzeitig wissen: das, was wir als Geschwister tun können, ist begrenzt! Wir haben das Recht und die Pflicht auf ein eigenes Leben, wir brauchen Zeit und Kraft für unsere Berufstätigkeit und unsere eigene Familie als Vater bzw. Mutter, und für unsere Freunde.
Mir ist es nicht leicht gefallen mich von Schuldgefühlen frei zu machen, als mein Bruder sich das Leben nahm; denn: natürlich hätte er die Medikamente nicht genommen, wenn ich an dem Tag bei ihm gewesen wäre (so wie am Tag zuvor, und wie ich es für den nächsten Tag vor hatte). Aber trifft mich deshalb eine Schuld? Sind wir in der Lage, alle Eventualitäten und Zufälligkeiten im Leben eines Menschen vorauszuahnen und für sicheren Schutz zu sorgen?
Sind wir nicht, und wenn wir das annehmen würden wären wir nahezu grenzenlos anmaßend, überheblich etc.
Mich hat der Suizid meines Bruders Demuth gelehrt.
Bei Dir kommt noch das mögliche Fehlverhalten der Polizei hinzu - das macht es, glaube ich, noch schwerer irgendwie mit dem klar zu kommen, was Du erleben musstest und es wird sicher viel Zeit benötigen und Menschen, mit denen Du reden kannst ohne bei ihnen befürchten zu müssen, dass sie das, was Dich umtreibt, nicht verstehen können.
Nicht nur darum wäre es toll, wenn wir irgendwann für jeden halbwegs gut zu erreichende Geschwistergruppen hätten.
Ich wünsche Dir alle, alles Gute
Reinhard
längere Texte, d.h. längere Darstellungen von Situationen und Abläufen, gefallen mir gut: so kann ich mir halbwegs ein Bild machen; sicher geht das Anderen auch so.
Was Dir und Deinem Bruder in den letzte Jahren geschehen ist - und insbesondere der von Dir angesprochene tödlich Unfall sind fürchterlich! Der "normale" Tod eines Bruders ist schlimm und tut weh, der Suizid wird als noch schlimmer erlebt (ich rede aus eigener Erfahrung), aber ein Unfall in einer Krisensituation mit Beteiligung von Polizei - wie man bzw. frau sich da fühlt kann ich sicher nicht nachfühlen, es ist einfach zu tiefreifend und außerdem noch hoch komplex.
Aber eins weiß ich ganz genau:
Du hast mit Sicherheit alles getan, was Du tun konntest - wahrscheinlich sogar einiges darüber hinaus - , und was für Deinen Bruder gut und hilfreich war. Wir alle fragen uns ja immer wieder: könnten oder sollten wir mehr tun? - Wobei wir gleichzeitig wissen: das, was wir als Geschwister tun können, ist begrenzt! Wir haben das Recht und die Pflicht auf ein eigenes Leben, wir brauchen Zeit und Kraft für unsere Berufstätigkeit und unsere eigene Familie als Vater bzw. Mutter, und für unsere Freunde.
Mir ist es nicht leicht gefallen mich von Schuldgefühlen frei zu machen, als mein Bruder sich das Leben nahm; denn: natürlich hätte er die Medikamente nicht genommen, wenn ich an dem Tag bei ihm gewesen wäre (so wie am Tag zuvor, und wie ich es für den nächsten Tag vor hatte). Aber trifft mich deshalb eine Schuld? Sind wir in der Lage, alle Eventualitäten und Zufälligkeiten im Leben eines Menschen vorauszuahnen und für sicheren Schutz zu sorgen?
Sind wir nicht, und wenn wir das annehmen würden wären wir nahezu grenzenlos anmaßend, überheblich etc.
Mich hat der Suizid meines Bruders Demuth gelehrt.
Bei Dir kommt noch das mögliche Fehlverhalten der Polizei hinzu - das macht es, glaube ich, noch schwerer irgendwie mit dem klar zu kommen, was Du erleben musstest und es wird sicher viel Zeit benötigen und Menschen, mit denen Du reden kannst ohne bei ihnen befürchten zu müssen, dass sie das, was Dich umtreibt, nicht verstehen können.
Nicht nur darum wäre es toll, wenn wir irgendwann für jeden halbwegs gut zu erreichende Geschwistergruppen hätten.
Ich wünsche Dir alle, alles Gute
Reinhard