04.03.2021, 13:48
Hallo,
ich bin 27 und habe eine 3 Jahre ältere Schwester, welche eine seltene Generkrankung hat, die sich auch in einer psychischen Störung ausdrückt. Das eigentlich tragische ist, dass erst vor gut einem Jahr die Diagnose gestellt wurde. Davor haben meine Eltern zwar alles mögliche versucht, um Antworten zu finden, warum bei ihr alles so problematisch ist, aber damals konnte man diese Krankheit noch nicht feststellen.
Konkret hat man seit dem Kindergartenalter eine Entwicklungsverzögerung bei ihr beobachtet, sie war/ist verhaltensauffällig, hat zeitweise starke Stimmungsschwankungen, kann sich nicht richtig einfügen in die Gesellschaft bzw. muss sich viel Mühe geben, um gesellschaftskonform zu sein, sie denkt/fühlt oft anders und trifft manchmal Entscheidungen, die jeder andere als unvernünftig einstuft, aber sie lässt sich auch nicht von ihrer Haltung abbringen, wenn man mit ihr darüber redet. Es wurde als Autismus-Spektrumstörung eingeordnet.
Sie hat zwar das Abitur, hat dann aber alles mögliche angefangen zu studieren und wieder abgebrochen und wohnt seit ein paar Jahren wieder bei meinen Eltern und geht einer geringfügigen Beschäftigung nach. Jetzt wo man weiß, dass sie diese Krankheit hat, gäbe es auch Hilfsangebote für sie, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen, wo sie dann auch psychologisch betreut wird usw., aber dazu müsste sie ausziehen und sie ist halt mit der Situation zufrieden, wie sie derzeit ist und will da nichts verändern.
Zur Zeit beschäftigt mich die Frage, welche Auswirkungen das auf mich hatte. Bei mir lief auch einiges schief. Das was ich in meinen späten Teenager-Jahren durchgemacht habe, würde ich als Lebenskrise bezeichnen, seit dem häng ich irgendwie fest. Ich habe zwar eine abgeschlossene Ausbildung und Bachelorstudium, aber ich tue mich sehr schwer neue Kontakte zu knüpfen, bin sozial unsicher bis ängstlich und in Sachen Beziehung ging bisher noch nichts und das ist halt sehr deprimierend. Ein Leben lang allein zu sein ist für mich keine Perspektive, da kann der Beruf noch so toll sein. Und so ein paar Kontakte, wo man sich ab und zu trifft und was macht und wo ich mich einigermaßen wohlfühlen kann, hätte ich auch gern.
Bisher hab ich meine Probleme mit mir selbst ausgemacht. Ich war zwar vor ein paar Jahren mal bei einem Psychologen, aber da ging noch gar nichts, da war es mehr die Herausforderung überhaupt dort hin zu gehen. Es war nicht möglich mich da zu öffnen. Seit ein paar Monaten rede ich aber innerhalb der Familie mehr über meine Probleme. Sie sehen den Grund in der der Erkrankung meiner Schwester und meinen dass es damit zusammenhängt. Ich hab zunächst gedacht, dass das zu einfach ist und das sie jetzt alles darauf schieben wollen, aber ich hab mich jetzt doch damit beschäftigt und mittlerweile denke ich, dass es vielleicht doch zum großen Teil damit zu tun hat.
Ich denke, dass ich selbstsicherer und stabiler durch die Jugend gekommen wäre, dass diese Soziale Phobie (oder was das ist) und gewisse Verhaltensstörungen sich nicht so ausprägen hätten können, wenn sie diese Krankheit nicht gehabt hätte oder wenn man gewusst hätte, dass sie diese Krankheit hat. Es wäre natürlich trotzdem schwierig geworden, auch wenn man von der Krankheit gewusst hätte, aber dann hätte man einen besseren Umgang finden können, dann hätte ich mich weniger bzw. schon früher selbst orientiert und nicht an ihr. Es gab viele Situationen z.B. Jugendtreff usw., wo ich lieber allein hingegangen wäre, weil ich gar nicht wusste wie ich mich verhalten soll, wenn sie sich so verhält. Die zweite Auswirkung, die es auf mich hatte, ist, dass es für meine Probleme und die meiner jüngeren Schwester keinen Platz gab. Es war ständig irgendwas mit ihr, entweder körperlich oder dass sie in der Schule gemobbt wurde oder sonstiges. Und es gab halt keine Antwort, warum bei ihr das alles so ist. Wenn ich da auch noch gekommen und gesagt hätte "ich hab gerade auch ein größeres Problem", das wäre gar nicht gegangen. Und als drittes denke ich, dass die Erziehung und die Beziehung zu meinen Eltern insgesamt lockerer gewesen wäre, wenn man von der Krankheit von Anfang an gewusst hätte. Man muss dazu sagen, dass von Kindergärtnerinnen und Lehrern unterschwellig meinen Eltern oft gesagt wurde, dass da in der Erziehung irgendwas nicht stimmen kann. Und beim ersten Kind ist man sich ja noch unsicher, ob man es richtig macht und es gab ja sonst keine Antwort, warum sie so ist, also war das die Einzige Erklärung und dann war da natürlich die Angst, es bei den nächsten Kindern (also bei mir) genauso falsch zu machen.
Also ich denke, dass ich das alles irgendwie aufarbeiten muss und dazu wohl auch psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen soll/darf. Eine tiefenpsychologische Therapie wäre vermutlich das Richtige. Ich glaub es wird jetzt schon deutlich besser gehen, mich da zu öffnen.
ich bin 27 und habe eine 3 Jahre ältere Schwester, welche eine seltene Generkrankung hat, die sich auch in einer psychischen Störung ausdrückt. Das eigentlich tragische ist, dass erst vor gut einem Jahr die Diagnose gestellt wurde. Davor haben meine Eltern zwar alles mögliche versucht, um Antworten zu finden, warum bei ihr alles so problematisch ist, aber damals konnte man diese Krankheit noch nicht feststellen.
Konkret hat man seit dem Kindergartenalter eine Entwicklungsverzögerung bei ihr beobachtet, sie war/ist verhaltensauffällig, hat zeitweise starke Stimmungsschwankungen, kann sich nicht richtig einfügen in die Gesellschaft bzw. muss sich viel Mühe geben, um gesellschaftskonform zu sein, sie denkt/fühlt oft anders und trifft manchmal Entscheidungen, die jeder andere als unvernünftig einstuft, aber sie lässt sich auch nicht von ihrer Haltung abbringen, wenn man mit ihr darüber redet. Es wurde als Autismus-Spektrumstörung eingeordnet.
Sie hat zwar das Abitur, hat dann aber alles mögliche angefangen zu studieren und wieder abgebrochen und wohnt seit ein paar Jahren wieder bei meinen Eltern und geht einer geringfügigen Beschäftigung nach. Jetzt wo man weiß, dass sie diese Krankheit hat, gäbe es auch Hilfsangebote für sie, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen, wo sie dann auch psychologisch betreut wird usw., aber dazu müsste sie ausziehen und sie ist halt mit der Situation zufrieden, wie sie derzeit ist und will da nichts verändern.
Zur Zeit beschäftigt mich die Frage, welche Auswirkungen das auf mich hatte. Bei mir lief auch einiges schief. Das was ich in meinen späten Teenager-Jahren durchgemacht habe, würde ich als Lebenskrise bezeichnen, seit dem häng ich irgendwie fest. Ich habe zwar eine abgeschlossene Ausbildung und Bachelorstudium, aber ich tue mich sehr schwer neue Kontakte zu knüpfen, bin sozial unsicher bis ängstlich und in Sachen Beziehung ging bisher noch nichts und das ist halt sehr deprimierend. Ein Leben lang allein zu sein ist für mich keine Perspektive, da kann der Beruf noch so toll sein. Und so ein paar Kontakte, wo man sich ab und zu trifft und was macht und wo ich mich einigermaßen wohlfühlen kann, hätte ich auch gern.
Bisher hab ich meine Probleme mit mir selbst ausgemacht. Ich war zwar vor ein paar Jahren mal bei einem Psychologen, aber da ging noch gar nichts, da war es mehr die Herausforderung überhaupt dort hin zu gehen. Es war nicht möglich mich da zu öffnen. Seit ein paar Monaten rede ich aber innerhalb der Familie mehr über meine Probleme. Sie sehen den Grund in der der Erkrankung meiner Schwester und meinen dass es damit zusammenhängt. Ich hab zunächst gedacht, dass das zu einfach ist und das sie jetzt alles darauf schieben wollen, aber ich hab mich jetzt doch damit beschäftigt und mittlerweile denke ich, dass es vielleicht doch zum großen Teil damit zu tun hat.
Ich denke, dass ich selbstsicherer und stabiler durch die Jugend gekommen wäre, dass diese Soziale Phobie (oder was das ist) und gewisse Verhaltensstörungen sich nicht so ausprägen hätten können, wenn sie diese Krankheit nicht gehabt hätte oder wenn man gewusst hätte, dass sie diese Krankheit hat. Es wäre natürlich trotzdem schwierig geworden, auch wenn man von der Krankheit gewusst hätte, aber dann hätte man einen besseren Umgang finden können, dann hätte ich mich weniger bzw. schon früher selbst orientiert und nicht an ihr. Es gab viele Situationen z.B. Jugendtreff usw., wo ich lieber allein hingegangen wäre, weil ich gar nicht wusste wie ich mich verhalten soll, wenn sie sich so verhält. Die zweite Auswirkung, die es auf mich hatte, ist, dass es für meine Probleme und die meiner jüngeren Schwester keinen Platz gab. Es war ständig irgendwas mit ihr, entweder körperlich oder dass sie in der Schule gemobbt wurde oder sonstiges. Und es gab halt keine Antwort, warum bei ihr das alles so ist. Wenn ich da auch noch gekommen und gesagt hätte "ich hab gerade auch ein größeres Problem", das wäre gar nicht gegangen. Und als drittes denke ich, dass die Erziehung und die Beziehung zu meinen Eltern insgesamt lockerer gewesen wäre, wenn man von der Krankheit von Anfang an gewusst hätte. Man muss dazu sagen, dass von Kindergärtnerinnen und Lehrern unterschwellig meinen Eltern oft gesagt wurde, dass da in der Erziehung irgendwas nicht stimmen kann. Und beim ersten Kind ist man sich ja noch unsicher, ob man es richtig macht und es gab ja sonst keine Antwort, warum sie so ist, also war das die Einzige Erklärung und dann war da natürlich die Angst, es bei den nächsten Kindern (also bei mir) genauso falsch zu machen.
Also ich denke, dass ich das alles irgendwie aufarbeiten muss und dazu wohl auch psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen soll/darf. Eine tiefenpsychologische Therapie wäre vermutlich das Richtige. Ich glaub es wird jetzt schon deutlich besser gehen, mich da zu öffnen.