Pleta stellt sich vor
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Durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen und war überrascht, dass dieses existiert,aber auch froh, nun die Möglichkeit zum Austausch zu haben.
 
Ich bin selbst 32 Jahre alt, meine Schwester ist 2 Jahre älter und vor 15 Jahren begann ihre Krankheitsgeschichte mit einer schizophrenen Episode und anschließender schwerer Depression. Sie gehört sicherlich nicht zu den ganz schweren Fällen, positiv war, dass sie sehr schnell eine Krankheitseinsicht hatte, sich behandeln ließ und regelmäßig ihre Medikamente nahm. Zudem hat sie in all diesen Jahren 2 Studiengänge abgeschlossen. Zwischendurch hatte sie immer wieder Rückfälle, die sie aber relativ schnell selbst erkannt hat und dadurch schnell handeln konnte (Medikamente erhöhen, etc.).
 
Das Problem ist, dass Hilfsangebote schon teilweise da sind, aber durch ihre ziemlich reflektierte Art und Abschluss der Studiengänge etc., habe ich manchmal das Gefühl, dass sie von Psychiatern/Psychologen/Berufseingliederung nicht als wirklich krank wahrgenommen wird, da es scheint, sie hätte alles ganz gut im Griff. Allerdings bekommen wir als Familie ihr „Scheitern“ und ihre Rückfälle immer hautnah mit und können nicht sagen, dass sie etwas im Griff hätte.
 
Fakt ist, dass sie in den letzten 2-3 Jahren ca. 5 Arbeitsstellen angetreten hat und diese immer aus nicht ersichtlichen Gründen abgebrochen hat. Sie verträgt absolut keinen Stress und trotz (angeblicher) positiver Rückmeldungen der Arbeitgeber, findet sie immer einen Grund, warum sie diese Arbeit nicht weiterführen kann.
Dazu kommt, dass ich inzwischen glaube, dass die Schizophrenie/Depression im Moment nicht mehr ihr Hauptproblem ist. Ihre Therapeutin hat wohl eine weitere Diagnose gestellt, diese will sie uns aber nicht mitteilen. Meine Eltern und ich vermuten allerdings eine Persönlichkeitsstörung (da sie diese Diagnose völlig aus der Bahn geworfen hat). Im Moment wartet sie auf eine Zusage zu einer Therapie mit Berufseingliederung, wenn diese wieder nicht genehmigt wird, ist offen wie es überhaupt weitergeht.
 
Ich war nie Teil ihrer Wahnvorstellungen, was mir zu Beginn zumindest etwas geholfen hat, denn mit 17, kurz vor dem Abitur mit so einer Diagnose konfrontiert zu werden, war alles andere als leicht. Glücklicherweise habe ich zu dieser Zeit auch meinen jetzigen Mann kennengelernt, der mich immer unterstützt hat.
 
Insgesamt muss ich sagen, dass das Verhältnis zu meiner Schwester durch ihre Krankheit eher enger geworden ist. Allerdings bringt dies auch viele Sorgen mit sich, da ich viel an die Zukunft denke, gerade was das Finanzielle angeht. Im Moment wird sie von meinen Eltern unterstützt (seelisch und finanziell), aber da ich nicht sehr viel verdiene, werde ich das nicht stemmen können, falls sie irgendwann nicht mehr da sind. Außerdem werde ich wahrscheinlich bald ins Ausland ziehen. Im Moment stehen auch öfters Konflikte im Raum, da sie auf der Schiene ist, dass ihre Probleme aus dem familiären Umfeld kommen und immer versucht, Dinge in diese Richtung zu lenken. Zudem ist schon ihr Charakter genau das Gegenteil von mir und ich muss immer aufpassen abzugrenzen, was ist ihr Charakter, was ist ihre Krankheit.
 
Jetzt wo ich das aufgeschrieben habe, bin ich richtig froh. All die Jahre habe ich es als selbstverständlich betrachtet für sie da zu sein, weil ich es als Schwester irgendwie als „normal“ angesehen habe. Erst jetzt ist mir irgendwie bewusst geworden, was das auch bei mir selbst verändert hat.
 
Viele liebe Grüße
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Pleta stellt sich vor - von Pleta - 20.04.2018, 17:58

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