urmela stellt sich vor
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Hallo an alle Geschwister, [Bild: https://forum.geschwisternetzwerk.de/ima.../smile.png]

ich bin 27 Jahre alt und lebe seit 5 Jahren in Leipzig etwa 700 km weit weg von meinen Eltern; ) 
Meine Zwillingsschwester ist mir kurz nach meinem Wegzug in die schöne Stadt Leipzig gefolgt. Wir beide leben nicht weit voneinander entfernt.
Bei meiner Schwester begann die Krankheit schon im Alter von 16 Jahren, jedoch waren meine Eltern auf vielen Augen blind und schoben alles auf die sogenannte Pubertät. Meine Schwester bekam wenn sie bei unseren Eltern Hilfe suchte oft von ihnen zu hören sie sei  zu sensibel und sie solle sich entspannen und sich nicht so stressen.Meine Eltern haben früher auch oft sehr schlecht über Therapien und die sogenannte kranke Gesellschaft geredet. Dieser Einfluss erschwerte es meiner Zwillingsschwester und auch mir und meiner großen Schwester zunehmend sich gegenüber Hilfsmöglichkeiten zu öffnen.
 In dieser Zeit habe ich noch nicht verstanden das etwas schief läuft.
Kurz nach dem Abitur meiner Zwillingsschwester, ich war schon ein Jahr in die nächst größte Stadt gezogen und meine Zwillingsschwester wohnte noch zu Hause, begann ich zum ersten Mal mir ernsthafte Sorgen zu machen,da sie sehr viele Angstattacken hatte und es sehr oft schwer war an sie heran zukommen. Jedoch konnte ich ihr noch keine wirkliche Stütze sein, da ich in dieser Zeit selber begann mich von meinen Eltern los zu lösen und mich beruflich und privat orientieren musste.
Erst mit der großen Entfernung von meinen Eltern begriff ich, dass meine Schwester dringend Hilfe braucht.
Nun seit 5 Jahren bin ich dabei sie so gut es geht zusammen mit ihrem Freund zu unterstützen. 
Meine Schwester hat die letzten 4 Jahre viele Therapien und Kliniken hinter sich gebracht und überall eine andere Diagnose gestellt bekommen :/ Dies war eine sehr schwere Zeit für meine Schwester und mich weil man jedem vor allem aber den Eltern erklären musste was sie denn nun hat man es selber aber nie wirklich wusste. Es war nur klar ,dass sie depressiv ist und sie unter Angstattacken leidet und dadurch arbeitsunfähig ist. In dieser Zeit habe ich für mich selber auch Hilfe suchen müssen, da ich ihre einzige Unterstützung vor Ort war und sie auch ein halbes Jahr bei mir in der WG gewohnt hat und ich dadurch an meine Grenzen gestoßen bin. Ich habe mit gelitten und wusste nicht wie ich ihr helfen konnte . Ich habe schwer Hilfe gefunden weder beim Hausarzt noch bei Selbsthilfegruppen, da es keine für Geschwister gab :/ 
Nun aber die gute Nachricht [Bild: https://forum.geschwisternetzwerk.de/ima.../smile.png]  Seit ca einem Jahr hat meine Schwester endlich eine Therapeutin, eine Neurologin und einen Hausarzt gefunden bei denen sie sich verstanden und wohl fühlt. Zudem konnte endlich eine plausible und für mich eine logisch erscheinende Diagnose auf Posttraumatische Belastungsstörung gestellt werden. Ich habe endlich nicht mehr das Gefühl, dass meine Schwester nur noch wahllos mit Medikamenten zugebombt wird ( das war 2 Jahre lang echt sehr schlimm) und von einer Klinik in die nächste geschoben wird sondern, dass sie jetzt gut aufgehoben ist.
Wir arbeiten gerade daran, dass sie eine wöchentliche Unterstützung vom Sozialamt durch einen Sozialarbeiter bekommt der sie bei Behördengängen unterstützen und zu Arztbesuchen und Therapiesitzungen hin begleiten kann. Zudem ist auch der Antrag auf Rente zur finanziellen Absicherung gestellt. 
Das größte Problem welches meine Schwester hat wenn es ihr sehr schlecht geht ist, dass sie es nicht schafft alleine aus dem Haus zu gehen oder zu Telefonieren oder etwas zu organisieren. Zudem hört sie dann auch meist auf zu essen und zu trinken.
 Das schwierige daran ist, dass es ja gerade wichtig ist für sie regelmäßig zur Therapie zu gehen. Da ihr Freund und ich auch bald wieder 40 h die Woche arbeiten gehen ist die Unterstützung durch einen Sozialarbeiter eine gute Alternative um alles Organisatorische abgedeckt zu wissen und es gibt mir endlich die Möglichkeit wieder raus aus der Rolle des Kümmerers zu kommen und ihr wieder ein Stück Selbstständigkeit zu geben. Denn wie ihr ja alle selber wisst ist es extrem schwierig die richtige Grenze zu ziehen und sich nicht für alles verantwortlich zu machen. Dies tut einem selber und auch dem Geschwister nicht gut wenn man dadurch selber in Mitleidenschaft gezogen und wohl möglich selber krank wird.
Schade ist nur, dass meine Eltern selbst nach 5 Jahren nicht verstanden haben, dass meine Zwillingsschwester an einer Krankheit leidet und sie alles als Schuldzuweisung auffassen was man ihnen zu diesem Thema erzählt. Man muss sich heute noch Sätze von Ihnen anhören wie: Passt bloß auf, die Ärzte und Therapeuten wollen bloß Geld an euch verdienen. Und wenn ihr weiter nur alles auf die Vergangenheit schiebt macht ihr die Familie kaputt....... blablabla
 Das sind die einzigen unterstützenden Worte die man so bekommt. 
Naja ich schweife ab. Zur Zeit ist deshalb von meiner Seite der Kontakt zu Ihnen nicht vorhanden, da ich mich was die Unterstützung meiner Schwester angeht von Ihnen im Stich gelassen fühle und ich mich stabiler fühle wenn ich erst mal nichts von Ihnen höre.
Ich freue mich drauf mit euch in Kontakt und in den Austausch zu kommen, da ich denke dass dies mir einen anderen neuen Blick auf viele Dinge geben wird :[Bild: https://forum.geschwisternetzwerk.de/ima.../smile.png]
Ich grüße euch und wünsche euch schöne weihnachtliche Tage [Bild: https://forum.geschwisternetzwerk.de/ima...s/wink.png

Ps: Liebe Kati ich habe folgendes in deinem Beitrag gelesen :
Dafür komme ich mir manchmal vor wie ein Elternteil und mein Bruder ist das Kind. Ich sorge dafür das er Geld und Essen hat,dass seine Wohnung einigermaßen gut aussieht und regle auch mal irgendwelche amtlichen Sachen für ihn die gerade wichtig sind und das neben einem Vollzeitjob, einem Teenager und der Hilfe für meinen Eltern.

Mein erster Anlaufpunkt war der Psychosoziale Dienst der Stadt. Bei diesem Dienst sind Sozialarbeiter angestellt die einen beraten und bei der Lösungsfindung bei Unterstützungsproblemen für die erkrankten Geschwister super helfen können. Zudem können solche Hilfsangebote einen selbst als unterstützendes Geschwister sehr gut entlasten. Bist du diesen Weg schon gegangen ? 
Zudem kann ich dich Bekka sehr gut verstehen, dass du dich in der Pflicht siehst deinen Eltern Hilfe zu leisten jedoch sind deine und meine Eltern erwachsen und es ist meiner Meinung nach sehr problematisch wenn man zeitgleich auch seinen Eltern eine Hilfestellung sein muss. Denn auch unsere Eltern haben die Möglichkeit wenn sie mit der Situation überfordert sind sich bei verschiedenen Institutionen Hilfe zu suchen [Bild: https://forum.geschwisternetzwerk.de/ima.../smile.png]
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urmela stellt sich vor - von urmela - 13.12.2017, 16:01
RE: urmela stellt sich vor - von Hannah - 20.12.2017, 02:06

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