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Normale Version: Vorstellung Emely
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Hallo.
Mein Name ist Emely und ich bin 19 Jahre alt. Ich komme aus Norddeutschland direkt von der Ostsee. 
Ich habe einen 2,5 Jahre jüngeren Bruder. Dieser ist psychisch krank. Er hat eine narzisstische Tendenz (vor dem 18. Lebensjahr kann man keine Persönlichkeitsstörung diagnostizieren), sowie eine Online-Spielsucht. Die Kombination hat ihn in die vollständige Isolation gebracht. Wir beide leben noch in unserem Elternhaus, was die Lage für mich natürlich nicht vereinfacht. 
Mein Bruder hatte bisher einen stationären Aufenthalt, welcher jedoch abgebrochen werden musste da er sich weigerte jegliche Therapien zu beginnen. 
Ich habe im September meine Ausbildung als Ergotherapeutin begonnen ,wodurch mir in der Theorie der Thematik von Psychischen Krankheiten im Jugendalter bekannt ist. 
Die Ausbildung meines Bruders musste er nach 4 Monaten abbrechen, da zum einen die Sucht des Online-Gamings zu hoch war zum anderen hat er angefangen somatische Magen-Darm-Probleme zu entwickeln. Dadurch ist er nicht mehr zur Arbeit gegangen.

Mein Bruder hat starke Probleme Entscheidung zu treffen und unter Druck zu stehen. Sein Abwehrverhalten ist dann sehr aggressiv und drohend. (Zudem muss man sagen, dass ein 17 jähriger deutlich massiver ist als eine 19 jähre ist). Jedoch wird er hierbei nie handgreiflich-es bleibt bei dem Androhen. 

Soooo. Das ein wenig von mir. Ich hoffe auf Menschen zu treffen, die verstehen was es bedeutet in so einer Familiendynamik zu leben und funktionieren zu müssen. 

Mit besten Grüßen 
Emy
Hallo Emely,

iwichtig ist eine Diagnose und eine richtige Behandlung so früh wie möglich. Bei meinem Bruder fing es auch ähnlich an, online Spielspielsüchtig war mein Bruder nicht, da es online Dpiele zu der Zeit noch nicht gab. Wir sind einige Jahre älter als Du und Dein Bruder. Aber es gab Computerspiele und mein Bruder fing an Cannabis zu rauchen und Amphitamine zu konsumieren was eine psychische Krankheit hervorrufen kann oder eine bestehende verschlimmert. 

Dies ist jetzt über 20 Jahre her und mein Bruder fing mit Anfang 20 an immer seltsamer zu werden. Und seine Drogensucht macht die Sache nur noch schwerer. Wahrscheinlich hat unsere Familie und auch seine Freunde im Anfangsstadium nicht richtig gehandelt, wir sind falsch mit ihm umgegangen, ich zum Beispiel habe versucht ihm seine Wahnvorstellungen auszureden, was absolut gar nichts bringt, bei einer psychisch kranken Person. Aber ich war selber total überfordert mit der Situation. Der Hausarzt meines Bruders hat auch nur alles schön geredet. Letztendlich ist wertvolle Zeit verstrichen und wir haben alles mögliche versucht, um meinem Bruder zu helfen. Er ist aber von Anfang an uneinsichtig, er weigert sich sich in Therapien zu begeben und nach wie vor nimmt er Drogen. Er hat seine Ausbildung beendet, aber kurze Zeit später fing er mit den Drogen an. Er war ein lebenslustiger, gutaussehender junger Mann, dem die Welt offenstand. Allerdings ist er von seinen Freunden nur ausgenutzt und verarscht worden. Alle haben ihn fallen gelassen wie eine heisse Kartoffel, als er seltsam wurde. 

Ich selber wohnte weiter weg und hatte nicht mehr täglich Kontakt zu meiner Familie. Als ich mal zu Besuch bei meinen Eltern war hatte ich eine Nachricht vonnöten Freund meines Bruders auf meinem kopfkissen liegen wo drauf stand, dass mit meinem Bruder etwas nicht stimmt und ich mich kümmern sollte. Darauf habe ich das Gespräch mit meinem Bruder gesucht und ich musste danach erst einmal selber klar kommen, denn wenn dein Bruder sich einbildet schwanger zu sein, dann muss man erst mal sich selber ordnen. Ich habe dann gemacht und getan, war in unzähligen Kliniken und es hat nichts gebracht. Es wurde immer schlimmer mit seinen Wahnvorstellungen, verlor seine Arbeit, da er als KFZ Mechaniker mehr kaputt reparierte als reparierte. Dies alles geht bei uns jetzt seit Kapo 20 Jahren. Zwischendurch ging es mal einigermaßen mit meinem Bruder, aber das auch nur, wenn er in eine Kur geschickt wurde wo er abstinent sein musste. Kaum war er wieder zu Hause, ging alles wieder los und es wurde und wird immer schlimmer. Die ersten zehn Jahre hab ich mich selber überhaupt nicht mehr selber gesehen und alles für meinen Bruder getan und wäre fast selbst daran kaputt gegangen. Nur geholfen hat es kein Stück. Heute weiß ich, dass ich zu blauäugig war. Dann habe ich ihn einfach machen lassen..
 Mein Bruder hat mich finanziell so beansprucht, dass ich irgendwann sagen musste, er bekommt nichts mehr, weil ich selber nichts mehr hatte. Seitdem hat er mich zu seinem persönlichen Feindbild erklärt. Er fing an mich zu terrorisieren, mich zu beklauen, mir Streiche zu spielen, die ein schlechtes Bild auf mich warfen bei den Behörden. Er hat es darauf angelegt mich fast ins Gefängnis zu bringen, indem er mir Drogen untergejubelt hat und gleichzeitig die Polizei informierte, dass ich Drogen verkaufen würde. Er hat meine Auto geklaut und war tagelang verschwunden und ist bei mir eingebrochen während ich zu Hause war am helllichten Tag. Er hat mich gestalked und hatte nichts anderes im Sinn als mein Leben zu zerstören. 

Jetzt ist es so, dass er vor zwei Jahren seine Wohnung verlor und obdachlos wurde. Auch da habe ich ihn aufgenommen und zum Dank hat er mein Konto leer geräumt und mich bestohlen. Auch hat er seit 18 Jahren einen gesetzlichen Betreuer, wo wir dachten das der helfen würde. Nur dieser ist nie für irgendwas zuständig. Die Situation heute ist so, dass mein Bruder jeden Tag bei mir am schnorren ist, ich keinen Besuch mehr bekomme, weil mein Bruder dann ständig stört und ich auch nicht mehr jeden erklären kann und möchte, was mit meinem Bruder los ist. Die Behörden lassen uns auch nur alleine mit der situation. Keiner ist zuständig und für diese ist es noch nicht so schlimm, dass er zwangseingewiesen werden müsse. Wir kommen uns vor, als sei es unsere Schuld, dass mein Bruder so geworden ist und wir sollen das quasi Familienunternehmen lösen. Mein Leben ist die Hölle, mein Bruder belagert mich, beobachtet mich, zerstört alles was bei mir vor der Tür steht. Zum besispiel meine Gartenmöbel, Gartenwerkzeug, ständig fummelt er an meinem Auto rum, so dass ich ewig in die Werkstatt muss um es reparieren zu lassen, er klaut die Nummernschilder vom Auto, schlägt Scheiben ein. Es sind einfach auch wahnsinnige Kosten die er verursacht und es geht so nicht weiter.

Vor einigen Wochen habe ich dem Gesundheitsamt, dem betreuungsgericht und dem Betreuer einen 8 Seiten langen Brief geschrieben, alle erhielten den selben, damit sich die Behörden nicht rausreden konnten mit das sie nichts erhalten hätten oder wie auch immer, dann war ein Gutachter da, der sich aber soviel Zeit lässt mit seinem Gutachten und wir seitdem dieser da war, meinen Bruder nur motiviert hat uns nich mehr zu terrorisieren. Ob dieser Gutachter jetzt dafür sorgt, dass mein Bruder zwangseingewiesen wird oder nicht wird sich noch raus stellen.

Ich weiß, dass unsere Erfahrung schon extrem ist und für Dich als so junge Frau einen Schock darstellen kann, aber ich war auch in deinem Alter als es bei meinem Bruder los ging und Fakt ist, dass eine psychische Krankheit so schnell und so früh wie möglich behandelt werden muss um die bestmöglichen Chancen zu erhalten ein normales Leben zu führen. Es gibt heilbare und unheilbare Formen von Krankheiten. Unheilbare sind gut zu behandeln mit Medikamenten. Aber je älter der Kranke wird, desto schlimmer wird die Krankheit und für die Familie ist es die Hölle und wir wissen ja auch nicht wihin das alles noch führt. 

Ich möchte in jedem Fall, dass niemand in diese Situation kommt wie wir. Denn das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht, was wir mitmachen. Und gerade Du und dein Bruder, ihr seid noch so jung und euer Leben fängt gerade erst richtig an. Holt euch Hilfe, lasst euch nicht abweisen. Vielleicht ist alles nur halb so schlimm, vielleicht wird alles von selber wieder weggehen. Aber es kann auch so ernst sein wie bei meinem Bruder. Und das muss behandelt werden, je eher desto besser. Und da kann nur ein Facharzt helfen.

Ich drücke euch die Daumen, dass bei euch alles gut wird!!!

Liebe Grüße K.
Vielen Dank für die lieben Worte ! Da kamen mir sogar die Tränen... 
Ich fühle mich so erleichtert, dass ich mit dieser Erfahrung nicht alleine bin und es dort draußen Menschen gibt die mich verstehen. 
Danke !