Hallo
#1
Hallo liebe andere Geschwister,

auch ich möchte mich kurz vorstellen:

Ich bin Anfang 50, weiblich und meine Schwester ist ein paar Jahre älter als ich. Vor ca. 25 Jahren begann ihre Psychose. Sie fühlte sich verfolgt, hörte Stimmen und ihre Gedankengänge waren für andere nicht mehr nachvollziehbar. Wie genau ihre Diagnose lautet weiss ich bis heute nicht, obwohl ich oft danach gefragt werde.

Jetzt über Weihnachten war ich wieder für einige Zeit bei der Familie - und habe gemerkt, dass ich die ganze Zeit über gehofft hatte, die alte vertraute Schwester wieder zu bekommen, dass doch noch alles gut wird. Sie kommt aber wohl nicht wieder und ich weiss nicht mal, ob sie selbst etwas davon merkt. Es ist eine Art ewiger Abschied, eine Entfremdung und Enttäuschung die mich jedes Mal aufs Neue traurig macht oder wütend.
Gerade in Zeiten, in denen man auf etwas wackeligen Füßen steht, z.B. Trennung oder Tod der Eltern sehnt man sich nach intakten Strukturen. Dann bedauert man den Verlust der Normalität vielleicht noch stärker als in guten Zeiten.
Bis heute fühlte ich mich nur von den Menschen verstanden, die auch mit psychisch erkrankten Familienangehörigen zu tun hatten. Deswegen habe ich mich mal hier angemeldet. Ich wollte auch demnächst zu einem Gruppentreffen gehen.

Herzliche Grüße
Bowser
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#2
Hallo!
Nach langer Zeit bin ich heute mal wieder hier gelandet und habe mich auch endlich mal registriert.
Beim ersten ´Zurechtfinden‘ – ich kenne mich mit sowas eigentlich gar nicht aus— hatte ich deinen Beitrag gefunden und er sprach mich gleich an, da ich auch Anfang 50 bin, einen 56 jährigen Bruder habe, der immer wieder schwer depressiv ist. Eine genaue Krankheitsbezeichnung bekam ich irgendwie auch nie, er steckt voller Ängste, hat keinerlei Selbstbewusstsein oder Selbstvertrauen ....
Er wohnt in einer kleinen Mietwohnung und arbeitet in einer betreuten Werkstätte. Seit mein Vater 2016 starb, gibt es nur noch meine Mutter im Altersheim, bei der er immer viel Zeit verbringt. Ansonsten hat er aber keine Freunde, keine Interessen .... und ich bin eigentlich die einzige, die sich um ihn kümmert/ kümmern muss ....
Tod der Eltern, eigenes Leben mit dem Thema Älterwerden und was kommt noch …
Manchmal verzweifle ich gerade an der gefühlten Verantwortung ? die man hat für den Bruder, das Gefühl, die einzige zu sein, die ja noch da ist ... die Verzweiflung daran, dass egal was man tut, es macht ihn nicht wirklich zufriedener und glücklicher .... und mich selbst belastet es, weil ich das Gefühl habe, ich muss für mich gerade aus anderen Gründen mein Leben sortieren und sehen, dass es mir wieder gut geht.
Nun habe ich schon viel geschrieben... ich habe auch das Gefühl, dass ich mich eigentlich mit anderen Betroffenen austauschen muss, das kann nur jemand verstehen und nachvollziehen, der das auch erlebt.
Ich war schon bei einem Treffen Angehöriger psychischkranker Menschen, aber da waren nur sehr viel ältere Mütter und ältere Ehefrauen …
Eine Gruppe für Geschwister würde ich mir wünschen.
Soweit von mir… vielleicht hast du ja Lust zu antworten und auch bisschen mehr zu schreiben .
Liebe Grüße !
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#3
hallo, das was masza67 zur gefühlten Verantwortung beschreibt, das spricht mir aus der Seele. Ich kann manchmal mehr und manchmal weniger gut damit umgehen. Ich würde meiner Schwester so gern helfen, aber ihre Krankheit ist leider sehr stark... Ich kann nicht mehr tun als da zu sein und zu hoffen, dass sie selbst einen Weg findet um mit ihrer Krankheit umzugehen und vielleicht ist es dann auch eines Tages möglich, dass wir uns wieder persönlich begegnen.
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