25.05.2018, 17:11
Liebe Anna,
ich habe das Buch gelesen, und muss sagen es hat mich mitunter verstört zurückgelassen. Manchmal ist mir die Schreibweise zu drastisch, zu offensiv, vielleicht auch einfach zu ehrlich. Denn was in dem Themengeflecht Familie und psychische Erkrankung immer wieder deutlich wird: Hier wird viel geschwiegen, weggelassen und weggeschaut. Denn hinschauen, Ärgernisse offen ansprechen und sich miteinander auseinanderzusetzen, sei es mit dem Erkrankten oder unter den Angehörigen, ist schwer und manchmal belastend.
Meine Erwartung an das Buch war womöglich auch eine falsche. ich habe mit einer ratgebenden Lektüre gerechnet.
Zu deiner letzten Frage möchte ich noch ein paar Gedanken teilen, der anteilig eigener Erfahrung entspringt. Warum werden Töchter zu Beraterinnen von ihren Müttern? Ich glaube, dass dies der Verunsicherung der Mutter entspringt. Sie sucht Halt, wo auch immer. Die Situation entzieht den Boden unter den Füßen. Und wenn die Tochter oder auch der Sohn, die/der gesund ist, sich ebenfalls inhaltlich mit der Erkrankung und seinen Folgen beschäftigt, entsteht hier ein Austausch zwischen Eltern und Kind. Die Elternperson erfährt dabei vielleicht, dass das Kind genauso viel weiß, wie sie selbst als Erwachsener, dass es ebenso viel darüber nachdenkt und vielleicht auch gute Ideen hat. Das setzt die Eltern in ihrer Hierarchie herunter, erhebt die Kinder und führt beide irgendwann auf Augenhöhe. Ich hab dann auch noch begonnen Psychologie zu studieren und bin seither die Expertin für den Sohn meiner Mutter, sprich meinen Bruder.
Auch habe ich das Gefühl, dass dieses Szenario besonders schnell in Gang kommt, wenn ein Elternteil alleinerziehend ist. Denn hier gibt es außer dem alleinigen Elternteil keinen weiteren Zeugen von der Erkrankung und seinen Folgen. Die Geschwister werden automatisch zu Gesprächspartnern, rutschen schnell auf Augenhöhe, vor allem, wenn es ihre geistige Reife zulässt.
Gutheißen tue ich das nicht. Aber so kann ich es mir erklären.
Herzliche Grüße
Jana
ich habe das Buch gelesen, und muss sagen es hat mich mitunter verstört zurückgelassen. Manchmal ist mir die Schreibweise zu drastisch, zu offensiv, vielleicht auch einfach zu ehrlich. Denn was in dem Themengeflecht Familie und psychische Erkrankung immer wieder deutlich wird: Hier wird viel geschwiegen, weggelassen und weggeschaut. Denn hinschauen, Ärgernisse offen ansprechen und sich miteinander auseinanderzusetzen, sei es mit dem Erkrankten oder unter den Angehörigen, ist schwer und manchmal belastend.
Meine Erwartung an das Buch war womöglich auch eine falsche. ich habe mit einer ratgebenden Lektüre gerechnet.
Zu deiner letzten Frage möchte ich noch ein paar Gedanken teilen, der anteilig eigener Erfahrung entspringt. Warum werden Töchter zu Beraterinnen von ihren Müttern? Ich glaube, dass dies der Verunsicherung der Mutter entspringt. Sie sucht Halt, wo auch immer. Die Situation entzieht den Boden unter den Füßen. Und wenn die Tochter oder auch der Sohn, die/der gesund ist, sich ebenfalls inhaltlich mit der Erkrankung und seinen Folgen beschäftigt, entsteht hier ein Austausch zwischen Eltern und Kind. Die Elternperson erfährt dabei vielleicht, dass das Kind genauso viel weiß, wie sie selbst als Erwachsener, dass es ebenso viel darüber nachdenkt und vielleicht auch gute Ideen hat. Das setzt die Eltern in ihrer Hierarchie herunter, erhebt die Kinder und führt beide irgendwann auf Augenhöhe. Ich hab dann auch noch begonnen Psychologie zu studieren und bin seither die Expertin für den Sohn meiner Mutter, sprich meinen Bruder.
Auch habe ich das Gefühl, dass dieses Szenario besonders schnell in Gang kommt, wenn ein Elternteil alleinerziehend ist. Denn hier gibt es außer dem alleinigen Elternteil keinen weiteren Zeugen von der Erkrankung und seinen Folgen. Die Geschwister werden automatisch zu Gesprächspartnern, rutschen schnell auf Augenhöhe, vor allem, wenn es ihre geistige Reife zulässt.
Gutheißen tue ich das nicht. Aber so kann ich es mir erklären.
Herzliche Grüße
Jana