maulwürfel
#2
Liebe Maulwürfel,
vielen Dank für Deine Vorstellung! Vielleicht bekommst Du wenig Reaktionen darauf - aber es gibt viele Menschen, die das von Dir berichtete lesen und einige werden das Gelesene mit ihren eigenen Erfahrungen in Zusammenhang bringen können - und das ist schon mal was!
Deine Schwester hat es mit den vielen Belastungs- und Erkrankungsaspekten hart getroffen, und Dich sowie Deine Familie damit auch.
Was Du beschreibst kennen leider viele Geschwister: hat man oder frau mehrere Geschwister gibt es die eine Seite, die sich kümmert - und die andere, die sich distanziert. Oft führt dies zu Polarisierungen: auf der einen Seite sehr intensives Kümmern, auf der anderen Seite sogar Ablehnung des Kümmerns und des Kümmerers.
Da ist es wie mit Deiner letzte Frage: gibt es nicht irgend etwas dazwischen? Im "dazwischen" können wir wahrscheinlich Lösungen finden, aber nicht so leicht oder schnell.
Was braucht meine Schwester/mein Bruder unbedingt, von professionellen Helfern, und was von uns? Was können wir leisten, ohne uns zu übernehmen und ohne unser eigenes Leben zu sehr in den Hintergrund stellen?
Auf Deine letzte Frage bezogen bedeutet das: wir brauchen dringend "weiche, niederschwellige, leicht zugängliche und von den Betreffenden akzeptierbare Hilfen" - nicht erst Unterstützung, "wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist".
Das Zuwarten auf eine Situation, in der jemandem wie Deiner Schwester Hilfe aufgezwungen werden kann ist unmenschlich! Das ist so, als wenn die Feuerwehr warten würde bis das gesamte Hochhaus brennt, wenn irgendwo im Hause ein Feuerchen ausbricht. Statt später mit großem Gerät, Sauerstoffmasken und Türbrechern anzurücken wäre es gut, wenn bei dem Feuerchen jemand an der Tür klingelt, eine Feuerdecke dabei hat und so den brennenden Topf auf dem Herd löscht. Und wenn es eine alte Dame sein sollte sich mit ihr unterhält, wie sie in Zukunft solche Ereignisse vermeiden kann.
Nun ja, ein reichlich banales Beispiel - allerdings meine ich, es passt.
Es gibt Regionen mit diesen Feuerwehren als ambulante Teams, die nicht auf den großen aggressiven Ausbruch warten, sondern frühzeitig vor Ort erscheinen - aber leider nicht überall und erst reichlich selten. Die Angehörigenbewegung kämpft sein ca. 40 Jahren dafür, mal mit etwas Erfolg hier und da, oft aber  n o c h  vergebens. Wie es gut funktionieren könnte und wie es finanziert werden kann - alles längst geklärt, in zig Aufsätzen und Büchern niedergeschrieben, in Vorträgen vorgestellt.
Was habe ich selbst daraus gelernt: Sich vor Ort zusammenrotten mit allen, die "guten Willens" sind, ob professionelle Helfer, Angehörige oder Psychiatrie-Erfahrene, ob "einfache" Bürger oder Politiker, die die Problematik in ihrer eigenen Familie kennen gelernt haben (davon gibt es mehr als man zunächst denkt).
Dieses mein Geschwafel über das, was man oder frau machen könnte, hilft Dir überhaupt nicht. 
Wenn es uns Geschwistern aber über das Netzwerk gelingen sollte, sich regelmäßig treffende Gruppen zu bilden und/oder uns in größeren Abständen bundesweit zu treffen können wir uns über unsere Erfahrungen austauschen, die positiven wie die negativen und gemeinsame Strategien entwickeln.
Davon bin ich überzeugt, das gibt mir immer wieder Kraft und Hoffnung.
Liebe Grüße
Reinhard
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maulwürfel - von krümmel - 13.02.2018, 00:06
RE: maulwürfel - von Reinhard - 13.02.2018, 15:09
RE: maulwürfel - von krümmel - 13.02.2018, 23:12
RE: maulwürfel - von Reinhard - 15.02.2018, 20:14
RE: maulwürfel - von krümmel - 18.02.2018, 20:22
RE: maulwürfel - von Reinhard - 18.02.2018, 21:30

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