27.12.2018, 14:54
Liebe Mit-Geschwister,
ich hoffe, Ihr hattet friedliche oder zumindest die bestmöglichen Weihnachten und konntet ein bisschen zur Ruhe kommen oder hattet wenigstens weniger Stress als befürchtet.
Meine Schwester ist aktuell in der Klinik und hat keinen Ausgang. Üblicher Weise dreht sich zu Weihnachten immer alles um sie: Kommt sie, kommt sie nicht? Wenn ja wann und wie lange? Wie können wir es vermeiden, dass wir uns sofort streiten? Wie ertragen wir die andauernden Vorwürfe und die immer gleichen Geschichten, warum sie für nichts, was ihr widerfährt, selbst verantwortlich ist und wer sich alles verschworen hat, um ihr Leben zu zerstören? Was können wir machen, damit es nicht immer nur um sie geht, sondern auch für unsere Wünsche noch Raum bleibt?
Aufgrund der akuten Situation, war in diesem Jahr die Sorge noch ein gutes Stück größer, und ich bin dankbar, dass unser Weihnachtsfest gelassen und ereignislos verlaufen ist.
Gleichzeitig gibt mir das die Möglichkeit einfach mal zu reflektieren und mir zu überlegen, was ich im nächsten Jahr anders machen will - und das dann hoffentlich auch umzusetzen.
Ich glaube, ich habe endlich akzeptiert, dass ich meiner Schwester nicht helfen kann. Egal, wie sehr ich mich bemüht habe, ich habe ihre Situation nicht dauerhaft verbessert. Nichts was ich getan habe, hat ihr wirklich geholfen, aber ich habe dafür einen hohen Preis bezahlt. Gerade im letzten halben Jahr hat mein eigenes Leben praktisch nicht mehr stattgefunden, weil mich die Krankheit meiner Mutter und meiner Schwester so beschäftigt haben, dass ich keine Kraft mehr hatte, Dinge zu tun, die mir Freude machen. Ich habe nur noch funktioniert und mich die ganze Zeit am Rande einer Depression oder einem Burn Out entlang gekämpft.
Im nächsten Jahr muss das anders werden. Die Energie, die ich investiere, um das Leben meiner Schwester zu verbessern, verpufft einfach. Mich kostet es Kraft, ihr bringt es nichts. Ihr kann ich nicht helfen, mir schon. Auf ihr Verhalten habe ich keinen Einfluss, aber ich werde daran arbeiten, meins zu ändern.
Ich werde mir einen dicken, fetten Zettel schreiben, was ich getan habe, um sie unterstützen. Ich werde versuchen zu rekonstruieren, warum ich das getan habe und warum ich gedachte habe, es würde helfen. Und dann werde ich aufschreiben, was es tatsächlich gebracht hat. Außerdem will ich aufschreiben, was passiert ist, wenn ich mich anders verhalten habe, wenn ich sie gezwungen habe, selbst aktiv zu werden, statt sich auf mich als bequeme Lösung zu verlassen. Die Fälle gab es nämlich auch. Und oft hat sie dann eine andere Lösung gefunden. Ich muss das nur aushalten.
Ich hoffe, dass es mir damit gelingt, aus dem Helfer-Modus auszubrechen. Ich möchte für mich sichtbar machen, dass ich mich wirklich bemüht habe und es keinen Grund gibt, mich schuldig zu fühlen. Und ich möchte mir vor Augen führen, dass meine Energie verschwendet war und dass es sich nicht lohnt, wenn ich versuche, gegen die Krankheit meiner Schwester anzukämpfen, solange sie selber nicht aktiv wird.
Ich würde mich sehr freuen, zu erfahren, ob bzw. welche Lösungen Ihr gefunden habt, um mit der Situation umzugehen und damit, was sie mit Euch macht. Habt Ihr Tipps und Tricks oder einfach nur Erfahrungen, die ihr zu teilen bereit seid? Das fände ich sehr hilfreich.
Ich wünsche Euch und Euren Familien und Angehörigen alles, alles Gute für 2019.
Nick
ich hoffe, Ihr hattet friedliche oder zumindest die bestmöglichen Weihnachten und konntet ein bisschen zur Ruhe kommen oder hattet wenigstens weniger Stress als befürchtet.
Meine Schwester ist aktuell in der Klinik und hat keinen Ausgang. Üblicher Weise dreht sich zu Weihnachten immer alles um sie: Kommt sie, kommt sie nicht? Wenn ja wann und wie lange? Wie können wir es vermeiden, dass wir uns sofort streiten? Wie ertragen wir die andauernden Vorwürfe und die immer gleichen Geschichten, warum sie für nichts, was ihr widerfährt, selbst verantwortlich ist und wer sich alles verschworen hat, um ihr Leben zu zerstören? Was können wir machen, damit es nicht immer nur um sie geht, sondern auch für unsere Wünsche noch Raum bleibt?
Aufgrund der akuten Situation, war in diesem Jahr die Sorge noch ein gutes Stück größer, und ich bin dankbar, dass unser Weihnachtsfest gelassen und ereignislos verlaufen ist.
Gleichzeitig gibt mir das die Möglichkeit einfach mal zu reflektieren und mir zu überlegen, was ich im nächsten Jahr anders machen will - und das dann hoffentlich auch umzusetzen.
Ich glaube, ich habe endlich akzeptiert, dass ich meiner Schwester nicht helfen kann. Egal, wie sehr ich mich bemüht habe, ich habe ihre Situation nicht dauerhaft verbessert. Nichts was ich getan habe, hat ihr wirklich geholfen, aber ich habe dafür einen hohen Preis bezahlt. Gerade im letzten halben Jahr hat mein eigenes Leben praktisch nicht mehr stattgefunden, weil mich die Krankheit meiner Mutter und meiner Schwester so beschäftigt haben, dass ich keine Kraft mehr hatte, Dinge zu tun, die mir Freude machen. Ich habe nur noch funktioniert und mich die ganze Zeit am Rande einer Depression oder einem Burn Out entlang gekämpft.
Im nächsten Jahr muss das anders werden. Die Energie, die ich investiere, um das Leben meiner Schwester zu verbessern, verpufft einfach. Mich kostet es Kraft, ihr bringt es nichts. Ihr kann ich nicht helfen, mir schon. Auf ihr Verhalten habe ich keinen Einfluss, aber ich werde daran arbeiten, meins zu ändern.
Ich werde mir einen dicken, fetten Zettel schreiben, was ich getan habe, um sie unterstützen. Ich werde versuchen zu rekonstruieren, warum ich das getan habe und warum ich gedachte habe, es würde helfen. Und dann werde ich aufschreiben, was es tatsächlich gebracht hat. Außerdem will ich aufschreiben, was passiert ist, wenn ich mich anders verhalten habe, wenn ich sie gezwungen habe, selbst aktiv zu werden, statt sich auf mich als bequeme Lösung zu verlassen. Die Fälle gab es nämlich auch. Und oft hat sie dann eine andere Lösung gefunden. Ich muss das nur aushalten.
Ich hoffe, dass es mir damit gelingt, aus dem Helfer-Modus auszubrechen. Ich möchte für mich sichtbar machen, dass ich mich wirklich bemüht habe und es keinen Grund gibt, mich schuldig zu fühlen. Und ich möchte mir vor Augen führen, dass meine Energie verschwendet war und dass es sich nicht lohnt, wenn ich versuche, gegen die Krankheit meiner Schwester anzukämpfen, solange sie selber nicht aktiv wird.
Ich würde mich sehr freuen, zu erfahren, ob bzw. welche Lösungen Ihr gefunden habt, um mit der Situation umzugehen und damit, was sie mit Euch macht. Habt Ihr Tipps und Tricks oder einfach nur Erfahrungen, die ihr zu teilen bereit seid? Das fände ich sehr hilfreich.
Ich wünsche Euch und Euren Familien und Angehörigen alles, alles Gute für 2019.
Nick