Psychose/Schizophrenie kommt wieder
#3
Guten Morgen M4SPCL,

das, was ich Dir gleich schreiben werde, ist vielleicht schwierig für Dich umzusetzen. Zumindest wäre es für mich in Deinem Alter schwer umzusetzen gewesen. Ich bin zu einer ziemlichen Selbstlosigkeit erzogen worden, die ich mir erst im Erwachsenenalter mühsam abgewöhnt habe. Vor dem Hintergrund hätte ich die folgenden Tipps in Deinem Alter nicht umsetzen können. 

Wie ich mal gelernt habe, bist Du selbst die wichtigste Person in Deinem Leben. Deine wichtigste Aufgabe sollte sein, für Dein eigenes Wohlbefinden zu sorgen. Wer sollte es sonst in ausreichendem Maße tun, wenn nicht Du? Je besser es Dir geht, umso besser kannst Du Dein Leben gestalten und umso besser kannst Du letztendlich auch Deiner Familie helfen. 

Momentan sollte die Heilung Deines Knies für Dich Vorrang haben. Eine Verletzung am Knie ist eine schwierige Geschichte. Je besser sie ausgeht, umso besser kannst Du Dein Knie künftig wieder belasten. Und das willst Du sicherlich noch mindestens 60 Jahre tun, stimmt's? Ein wichtiger Faktor für eine Genesung ist das seelische Wohlbefinden. Du schriebst, dass Du Angst vor Deiner Rückkehr nach Hause hast. Das kann ich absolut nachvollziehen, mir würde es an Deiner Stelle ganz genauso gehen. Diese Unsicherheit wäre Deiner Heilung bestimmt nicht förderlich. Außerdem würde es schwer werden, Dich bei dem momentanen, krankheitsbedingten Tohuwabohu auf die Heilung zu konzentrieren. Deshalb würde ich an Deiner Stelle zu Deiner Freundin gehen, wenn das möglich ist. 

Eine sichere Basis ist wichtig für Deine Genesung. Und sie ist wichtig um vernünftige, besonnene Hilfe für andere leisten zu können. (Ich weiß, wovon ich spreche, meine letzten Arbeitsstellen waren Flüchtlingsunterkünfte - mit sehr respektvollen Bewohnern. "Haarige" Probleme gab es dennoch immer wieder.) Erst einmal bei Deiner Freundin zu wohnen heißt nicht, Deine Familie alleine zu lassen. Du kannst mit beiden Mitgliedern Kontakt halten und ihr könnt überlegen, welche Schritte als Nächstes sinnvoll wären.  

Deine Mutter und Du möchtet nicht, dass es weiter eskaliert. Das ist natürlich vollkommen verständlich, Ihr liebt Deinen Bruder, "die ganze Sch…" rund um die Erkrankung ist nur schwer mit anzuschauen. Auch mein Bruder hat Schizzophrenie, es gab über die Jahre einige Psychiatrieaufenthalte. Im Laufe der Zeit lerne ich immer mehr, dass unser Einfluss auf das Leben anderer Menschen sehr begrenzt ist. Ihr könnt Euch um alle Hilfe von außen bemühen, die zur Verfügung steht. Ob diese am Ende greift, liegt nicht in unserer Hand. 

Ich wünsche Dir möglichst viel innere Ruhe, Besonnenheit und natürlich eine gute Besserung für Dein Knie. Hoffentlich hilft Dir meine Antwort noch etwas, ich habe Deinen Beitrag erst heute gesehen, bin nicht oft in diesem Forum.

Herzlichen Gruß 
Andrea
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RE: Psychose/Schizophrenie kommt wieder - von AndreaSö - 03.11.2021, 09:27

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