maulwürfel
#1
Hallo zusammen,

ich bin erst jetzt auf das Forum für Geschwister gestossen und wollte mich dann auch mal kurz, hoffentlich, vorstellen. Ich bin auch ein wenig erstaunt, wie wenig doch hier im Forum geschrieben wird. Aber es ist wohl so wie bei mir auch. Man hat gelernt, im Stillen zu leiden. Aber vielleicht ändert sich der Austausch auch noch im Forum

Ich bin 52 Jahre und kümmere mich seit fast 20 Jahren um meine Schwester. Sie ist ein Jahr älter als ich. Ich bin weiblich und wohne im Ruhrgebiet. Ich habe noch eine Schwester, die 4 Jahre älter ist und einen Vater, der jetzt im Heim ist, er ist 87 Jahre. Meine Mutter ist 2005 an Krebs gestorben und nach dem Tod ist unsere Familie auseinandergebrochen. Unsere Mutter hat halt unsere Familie zusammen gehalten. Mein Vater und meine ältere Schwester kümmern sich nicht um meine kranke Schwester. Es würde jetzt zu lange dauern, das ganze wieso und warum zu erklären. Ich denke, es ist wie bei so vielen Geschwistern. Psychisch Kranke sind halt anstrengend und man gibt sein eigenes Leben ein Stück weit auf. Ich könnte ja noch ansatzweise verstehen, das man sich um den Kranken nicht kümmern will oder kann, aber das man denjenigen, der sich dann die Schwester kümmert, alleine lässt, werde ich nie begreifen und auch nie akzeptieren.

Aber jetzt zu meiner Schwester. Sie hat seit 1999 Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Dazu hat sie zwei Bandscheibenvorfälle, die sie nicht mehr behandeln lässt. Im Zuge des Rückenleidens hat sie Probleme mit der Blase. Sie hat heftige Angstattacken und Zwänge, die soweit gehen, das sie tageweise gar nichts machen kann, als in ihrer Wohnung zu sitzen und nichts zu tun. Das wäre es in Kürze. Sie lehnt mittlerweile alle Versuche ab, zum Arzt zu gehen ,außer ihre Schilddrüsentabletten, die braucht sie allerdings auch zum überleben. Ich bin der Mülleimer. Ich liebe meine Schwester und wenn ich an die Zeit denke, wo sie noch gesund war, komme ich aus dem Weinen nicht mehr raus. Schwer zu ertragen sind die Aggresionen und die ständige Angst, was ist jetzt wieder passiert. Sie wird im September arbeitslos. Sie hat einen Teilzeitjob, schlecht bezahlt und für ihren Gesundheitszustand viel zu viel. Aber halt eine Arbeit. Ich darf gar nicht an die Zeit denken, wenn sie ohne Arbeit ist. Das wird wieder die Hölle. Meine ältere Schwester sagt nur, dann soll sie halt die Rente beantragen. Sie will das glaube ich nicht verstehen, das man einen psychsich Kranken nicht einfach so zum Arzt kriegt.

Ich höre jetzt mal auf mit der Vorstellung das wird sonst zu lang. Nur einen Satz noch. Ich finde es fehlt ein Mittelweg zwischen Zwangseinweisung und gar nichts machen. Da würde ich mir jemanden Wünschen, der nicht nur immer sagt, wenn ihre Schwester nicht will, kann man nichts machen. Diesen Satz habe ich einfach zu oft gehört.

So, alles Gute uns Geschwistern und viel Kraft, die brauchen wir ja täglich
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maulwürfel - von krümmel - 13.02.2018, 00:06
RE: maulwürfel - von Reinhard - 13.02.2018, 15:09
RE: maulwürfel - von krümmel - 13.02.2018, 23:12
RE: maulwürfel - von Reinhard - 15.02.2018, 20:14
RE: maulwürfel - von krümmel - 18.02.2018, 20:22
RE: maulwürfel - von Reinhard - 18.02.2018, 21:30

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