Borderline-Geschwister: Umgang mit Wut, Trauer, Verzweiflung?
#3
Hallo Sharon,

meine Schwester ist zwar nicht diagnostiziert, aber dieser Wirbelsturm aus Gefühlen kommt mir sehr bekannt vor.
Meine Familie und ich hatten in den letzten Jahren auch einige Erlebnisse. Zwischenzeitlich hatte ich über mehrere Jahre einen vollständigen Kontaktabbruch zu meiner Schwester und habe mich auch selbst in Therapie begeben um damit umgehen zu können. Mittlerweile gibt es wieder regelmäßigen Kontakt und ich fühle mich manchmal wie im Schleudergang in der Waschmaschine. Mir fällt es schwer mit den heftigen Emotionen meiner Schwester umzugehen. Die ständigen Stimmungswechsel strengen mich einfach ungemein an. Bezüglich der "Schuld" unserer Eltern versuche ich neutral zu bleiben. Ich denke meine Erlebnisse müssen nicht dem entsprechen wie meine Schwester es erlebt hat. Dennoch denke ich es ist wichtiger an seinem Verhalten zu arbeiten als ewig einen Schuldigen für seine eigene "Misere" zu suchen.
Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich denke das mein Leben vor der Wiederaufnahme des Kontaktes viel ruhiger war. Ich hatte auch viel mehr Unterstützung von meinen Eltern. Mittlerweile geht deren Zeit eigentlich zu 100% dafür drauf, dass meine Schwester "in der Spur läuft". Ich kann auch nur selten etwas mit meiner Mutter alleine machen, weil meine Schwester sich sehr schnell ausgegrenzt fühlt und dann jedem Vorwürfe macht. (Inwiefern das unter Geschwistern normal ist kann ich nicht sagen, ich kenne es nicht anders, aber ich denke als Erwachsene sollte man nicht mehr um die Aufmerksamkeit der Mutter konkurrieren). Wie gesagt finde ich das Miteinander im Moment sehr anstrengend. Meine Schwester möchte für fast alles die Verantwortung abgeben und erwartet dann, dass es trotzdem genau so läuft wie sie es sich vorstellt. Bekommt sie Kontra bekommt sie als erwachsene Frau tatsächliche "Tobsuchtsanfälle" schreit rum (auch in der Öffentlichkeit) und möchte unbedingt ihren Willen durchsetzen, weshalb sich eigentlich auch fast keiner mehr traut etwas zu sagen. Ich weiß nicht, wo das alles hinführen soll. Ich würde mir einfach wünschen, dass sie endlich "erwachsen" wird. Damit meine ich vlt. das sie Verantwortung für sich und ihr tun übernimmt, endlich selbstständig wird. Ich habe einfach keine Lust mehr immer Rücksicht zu nehmen, zurück zu stecken und vor allem geht es mir total auf die Nerven, dass ich mich nach einem Konflikt noch tagelang aufrege und meine Schwester nach ein Paar Stunden einfach wieder auf normal schaltet und weiter ihr Ding macht.
Ich habe dieses Forum eigentlich deshalb gesucht, weil ich mir manchmal unsicher bin, ob ich mich richtig reflektiere. In meiner Familie gibt es, wie bei vielen hier, eine lange Vorgeschichte an psychischen Besonderheiten und manche Dinge erscheinen mir deshalb normal, obwohl sie es gar nicht sind. Anderstrum weiß ich manchmal nicht, ob bei mir nicht doch noch so ein gewisses Maß an "Geschwisterneid" einfließt, auch wenn ich eigentlich denke das ich dafür schon zu alt bin. Ich würde mich deshalb freuen mehr über dieses Thema hier zu hören und evtl. auch eure Meinung zu meinen Reaktionen.
LG
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RE: Borderline-Geschwister: Umgang mit Wut, Trauer, Verzweiflung? - von Skynet83 - 29.07.2020, 22:14

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