28.07.2017, 13:46
(10.03.2019, 03:05)Marianne schrieb: Hallo und guten Tag,
ich freue mich sehr, dass es jetzt dieses Forum gibt, denn ich fühle mich ziemlich einsam mit meinem Schicksal als Schwester einer seit 40-Jahren-psychisch-Kranken-Schwester (schizophrene Psychosen in unregelmäßigen Abständen, gerade noch durch eine Panikerkrankung getoppt). Besonders jetzt, seitdem unsere Eltern als Verantwortliche durch ihr Alter nicht mehr agieren können. Meine große Frage ist, wie verhalte ich mich? Wieviel Nähe, Unterstützung, "Ohr", biete ich? Hintergrund ist, dass ich aufgrund früher schrecklicher Psychiatrieerfahrungen als "Zuschauerin" selbst traumatisiert bin. Also, wie gesagt, ich freue mich über diese Möglichkeit, mit anderen "Verwandten" in Austausch zu gehen. Schöne Grüße aus Stuttgart! Marianne
Liebe Marianne,
mein Bruder ist auch schon Jahrzehnte krank und mir geht es genauso, dass ich mich damit ziemlich einsam fühle.
Ich erzähle zwar meinen Freund_innen davon, aber zum Beispiel niemandem auf der Arbeit. Und natürlich sind meine Freunde und Freundinnen da ganz bei mir, aber ich glaube die innere Zerissenheit können sie nicht immer so gut verstehen. Und nach zwanzig Jahren vielleicht auch nicht mehr hören.
Hast Du denn noch mehr Geschwister?
Die Frage "wie verhalte ich mich?" habe ich mittlerweile für mich beantwortet - ich sehe meinen Bruder nicht mehr. Er ist eigentlich immer psychotisch oder wird es, wenn er mich sieht. Dann ist er aggressiv, beleidigt mich, schreit mich an. Mal dauert es eine halbe Stunde, mal nur fünf Minuten, aber es endet immer gleich. Ich will das nicht mehr erleben und kann das nicht mehr aushalten, deshalb vermeide ich den Kontakt. Das hat über zwanzig Jahre gedauert, bis ich das so für mich entscheiden konnte. Ich weiß nicht, wie es bei Dir ist - immerhin scheint sich Deine Schwester "ein Ohr" von Dir zu wünschen, das ist bei meinem Bruder nicht. Nie gewesen.
Was hat denn Deine Schwester selbst für Erfahrungen mit Psychiatrie/ Therapie? Weil Panikerkrankungen kann man ja glaube ich ganz gut therapieren. Oder bezieht sich das bei Dir darauf, dass Du im Zusammenhang mit ihr was Schlimmes erlebt hast - und sie natürlich damit dann auch?
Liebe Grüße,
Jessi