12.03.2018, 18:18
Liebe Maulwürfel,
danke für Deine Antwort! Dein Zuspruch hilft - und auch von den Geschichten anderer zu hören.
Es tut mir schrecklich leid, dass Du mit Deiner Schwester ganz auf Dich gestellt bist. Ich bin unglaublich erleichtert, dass ich eine Schwester an der Seite habe, mit der ich alles gemeinsam durchstehe. Und wenn es eine mal gar nicht ertragen kann, dann kümmert sich die andere. Das hilft sehr.
Das war übrigens nicht immer so, daran hat mich Dein Bericht erinnert. Ich habe ja auch kranke Eltern. Mein Vater hatte einen Herzstillstand und war danach schwerst pflegebedürftig. Meine Mutter hat sich zuhause um ihn gekümmert und es war fürchterlich. Ich habe mich völlig zerrissen gefühlt und konnte gar nicht genug helfen. Ich habe dann versucht, Druck auf meine Schwestern auszuüben - vor allem auf die Mittlere - damit sie mehr für unsere Mutter tut und mich damit gleichzeitig entlastet. Sie hat sich geweigert und wir haben uns oft und lange fürchterlich gestritten. Ich habe Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass wir tatsächlich eine unterschiedliche Wahrnehmung hatten, was erforderlich ist und evtl. auch, was wir leisten können. Ich wollte meine Schwester zwingen, dass wir MEINEN Vorstellungen gerecht werden. Ihre waren aber ganz anders. Irgendwann habe ich das akzeptiert und seitdem haben wir wieder ein entspanntes Verhältnis zueinander und stehen einander bei (und in Bezug auf unsere Schwester stimmen unsere Vorstelllungen ja zum Glück überein). Mein Vater ist inzwischen verstorben, aber ich besuche weiter viel öfter meine Mutter. Inzwischen ist das für mich O.K.. Für mich ist es einfach wichtiger.
Die Frage, wie stark unsere Persönlichkeit - unser Verhalten, unsere Erwartungen, unsere Werte, usw. - den Umgang mit unseren kranken Angehörigen und auch wiederum ihr Verhalten beeinflussen, treibt mich aktuell ganz gewaltig um. Meine kranke Schwester kann ich zu nichts "zwingen". Wenn ich mit der Situation nicht mehr zurecht komme, kann ich nur meinen Umgang mit ihr verändern. Meine Schwester wird mir weiter seitenlange E-Mails schreiben und mich beliebig oft anrufen - immer wenn ihr irgendetwas einfällt. Ich kann mich nur entscheiden, die Mails nicht zu lesen oder nicht ans Telefon zu gehen. Ich kann es verstehen, dass Dir das nicht möglich ist. Ich schaffe es (bisher) auch nicht.
Wie absurd das ist, merke ich aktuell. Meine Schwester will sparen und hat ihr Handy nicht aufgeladen. Und ich erlebe das als wahnsinnige Erleichterung. Wegen des Haftantritts würde sie sicher auch sonst nicht telefonieren, deshalb macht mich das jetzt nicht verrückt. Aber natürlich ist es eine Einschränkung für sie. Und die erlebe ich positiv, nur weil es mir nicht gelingt, mir selbst zu helfen? Das ist doch krank, unfassbar gemein und ganz bestimmt der falsche Ansatz.
Ich denke, das ist noch einmal ein Thema für einen separaten Beitrag. Ich würde gerne hören, wie es anderen geht und werde versuchen dazu Ende der Woche eine Diskussion zu eröffnen.
Alles Liebe
Nick
danke für Deine Antwort! Dein Zuspruch hilft - und auch von den Geschichten anderer zu hören.
Es tut mir schrecklich leid, dass Du mit Deiner Schwester ganz auf Dich gestellt bist. Ich bin unglaublich erleichtert, dass ich eine Schwester an der Seite habe, mit der ich alles gemeinsam durchstehe. Und wenn es eine mal gar nicht ertragen kann, dann kümmert sich die andere. Das hilft sehr.
Das war übrigens nicht immer so, daran hat mich Dein Bericht erinnert. Ich habe ja auch kranke Eltern. Mein Vater hatte einen Herzstillstand und war danach schwerst pflegebedürftig. Meine Mutter hat sich zuhause um ihn gekümmert und es war fürchterlich. Ich habe mich völlig zerrissen gefühlt und konnte gar nicht genug helfen. Ich habe dann versucht, Druck auf meine Schwestern auszuüben - vor allem auf die Mittlere - damit sie mehr für unsere Mutter tut und mich damit gleichzeitig entlastet. Sie hat sich geweigert und wir haben uns oft und lange fürchterlich gestritten. Ich habe Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass wir tatsächlich eine unterschiedliche Wahrnehmung hatten, was erforderlich ist und evtl. auch, was wir leisten können. Ich wollte meine Schwester zwingen, dass wir MEINEN Vorstellungen gerecht werden. Ihre waren aber ganz anders. Irgendwann habe ich das akzeptiert und seitdem haben wir wieder ein entspanntes Verhältnis zueinander und stehen einander bei (und in Bezug auf unsere Schwester stimmen unsere Vorstelllungen ja zum Glück überein). Mein Vater ist inzwischen verstorben, aber ich besuche weiter viel öfter meine Mutter. Inzwischen ist das für mich O.K.. Für mich ist es einfach wichtiger.
Die Frage, wie stark unsere Persönlichkeit - unser Verhalten, unsere Erwartungen, unsere Werte, usw. - den Umgang mit unseren kranken Angehörigen und auch wiederum ihr Verhalten beeinflussen, treibt mich aktuell ganz gewaltig um. Meine kranke Schwester kann ich zu nichts "zwingen". Wenn ich mit der Situation nicht mehr zurecht komme, kann ich nur meinen Umgang mit ihr verändern. Meine Schwester wird mir weiter seitenlange E-Mails schreiben und mich beliebig oft anrufen - immer wenn ihr irgendetwas einfällt. Ich kann mich nur entscheiden, die Mails nicht zu lesen oder nicht ans Telefon zu gehen. Ich kann es verstehen, dass Dir das nicht möglich ist. Ich schaffe es (bisher) auch nicht.
Wie absurd das ist, merke ich aktuell. Meine Schwester will sparen und hat ihr Handy nicht aufgeladen. Und ich erlebe das als wahnsinnige Erleichterung. Wegen des Haftantritts würde sie sicher auch sonst nicht telefonieren, deshalb macht mich das jetzt nicht verrückt. Aber natürlich ist es eine Einschränkung für sie. Und die erlebe ich positiv, nur weil es mir nicht gelingt, mir selbst zu helfen? Das ist doch krank, unfassbar gemein und ganz bestimmt der falsche Ansatz.
Ich denke, das ist noch einmal ein Thema für einen separaten Beitrag. Ich würde gerne hören, wie es anderen geht und werde versuchen dazu Ende der Woche eine Diskussion zu eröffnen.
Alles Liebe
Nick