19.05.2018, 11:23
Hallo Doreen,
Ein warmes Willkommen an Dich und vielen Dank, dass Du Dein Erleben teilst!
Ich weiß nicht, ob manTipps geben kann, was am besten zu tun ist, es ist ja nicht ganz leicht ein ganzes Bild zu sehen - aber ich schreibe mal die Gedanken auf, die mir beim Lesen in den Kopf kommen.
Zunächst, ja, es ist schwierig damit zurechtzukommen, einerseits eine der wenigen Bezugspersonen zu sein und von Herzen helfen zu wollen - und anderseits für das "so sein, wie man ist" Vorwürfe und Angriffe zu erleben, tätig und tatkräftig zu sein und sich gleichzeitig zurückzunehmen. Ich glaube, das kennen viele hier. Mir jedenfalls ist es vertraut - auch wenn meine Schwester, als Anorektikerin, am liebsten eher auf dem entgegengesetzten Ende der Skala "Chaos / Kontrolle" stand.
Deine Schwester hat viele Baustellen gleichzeitig offen - oh weh. Es ist leicht sich vorzustellen, dass sie darüber keinen Überblick findet und es schwer hat, sich selbst zu helfen. Du dagegen scheinst eine "Macherin" zu sein, im täglichen Leben Struktur und Strategien gut umsetzen zu können und hast Stress - und Fehlertoleranz entwickelt. Zu diesen "Fertigkeiten" scheint Deine Schwester in ihrer Lebensumbruchsphase nicht leicht Zugang zu finden - oder sie ist "blockiert".
Sich mit anderen zu vergleichen und mit anderen verglichen zu werden ist, so glaube ich, zutiefst menschlich. Es hilft dabei, die eigene Position zu finden und uns ins Verhältnis zueinander und zu unseren Lebensumgebungen zu setzen. Ich sehe es so, dass dieses nützliche Instrument problematisch wird, wenn der "orientierende" Vergleich mit Erwartungen und Druck verknüpft empfunden wird. Dabei ist es ja egal, ob Erwartungen und Druck in einem selbst entstehen, oder von aussen an einen herangetragen werden .. z.B. durch Rollenvorbilder, Eltern, Schule, Arbeitsplatz.
Wenn es zwischen Dir und Deiner Schwester grundsätzlich gelingt, das nicht als "Geschwistervergleich" zu sehen, sondern eher sachlich und quasi als Überschrift, ist es vielleicht möglich, die "Kränkung" für duch beide in den Hintergrund zu schieben. Praktisch denken ...!
Chaos und Depression ist ein großer Strudel, ein bisschen wie eine Windhose ... darin ist schwer Halt zu finden. Vielleicht können Deiner Schwester "kleine" praktische Handlungsstrategien nützen? So etwas wie Hormonspiegel und Schilddrüse gründlich checken lassen, körperliche Faktoren wie Medikamente, mögliche Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten unter die Lupe nehmen lassen?
Manchmal entsteht ein solches Chaos nicht nur "im Kopf". Aber vielleicht habt ihr das ja auch schon gemacht? Es kann entlastend sein, sich solche Zusammenhänge genauer anzuschauen.
Einen Kalender einzurichten, eine Prioritäteniste zu schreiben, To-Do Liste, Ausmisten, Garderobenwechsel, Aufräumen ... kleine, beherrschbare Bereiche zu ordnen und den Versuch zu machen, alltägliche Gewohnheiten zu verändern. Könnte Deine Schwester so etwas annehmen?
Ihr "großes Ganzes" ist nicht auf einmal zu lösen. Das ist für sie - und für Dich allemal - viel zu viel.
Ja, jetzt hoffe ich, das klingt nicht zu verworren oder banal im Verhältnis zu den vielen Baustellen, mit denen Deine Schwester zurechtkommen muss und bei denen Du und Deine Familie sie zu unterstützen versucht ...
Viel Kraft und Ausgeglichenheit wünsche ich Dir!
Herzlich,
Steffi
Ein warmes Willkommen an Dich und vielen Dank, dass Du Dein Erleben teilst!
Ich weiß nicht, ob manTipps geben kann, was am besten zu tun ist, es ist ja nicht ganz leicht ein ganzes Bild zu sehen - aber ich schreibe mal die Gedanken auf, die mir beim Lesen in den Kopf kommen.
Zunächst, ja, es ist schwierig damit zurechtzukommen, einerseits eine der wenigen Bezugspersonen zu sein und von Herzen helfen zu wollen - und anderseits für das "so sein, wie man ist" Vorwürfe und Angriffe zu erleben, tätig und tatkräftig zu sein und sich gleichzeitig zurückzunehmen. Ich glaube, das kennen viele hier. Mir jedenfalls ist es vertraut - auch wenn meine Schwester, als Anorektikerin, am liebsten eher auf dem entgegengesetzten Ende der Skala "Chaos / Kontrolle" stand.
Deine Schwester hat viele Baustellen gleichzeitig offen - oh weh. Es ist leicht sich vorzustellen, dass sie darüber keinen Überblick findet und es schwer hat, sich selbst zu helfen. Du dagegen scheinst eine "Macherin" zu sein, im täglichen Leben Struktur und Strategien gut umsetzen zu können und hast Stress - und Fehlertoleranz entwickelt. Zu diesen "Fertigkeiten" scheint Deine Schwester in ihrer Lebensumbruchsphase nicht leicht Zugang zu finden - oder sie ist "blockiert".
Sich mit anderen zu vergleichen und mit anderen verglichen zu werden ist, so glaube ich, zutiefst menschlich. Es hilft dabei, die eigene Position zu finden und uns ins Verhältnis zueinander und zu unseren Lebensumgebungen zu setzen. Ich sehe es so, dass dieses nützliche Instrument problematisch wird, wenn der "orientierende" Vergleich mit Erwartungen und Druck verknüpft empfunden wird. Dabei ist es ja egal, ob Erwartungen und Druck in einem selbst entstehen, oder von aussen an einen herangetragen werden .. z.B. durch Rollenvorbilder, Eltern, Schule, Arbeitsplatz.
Wenn es zwischen Dir und Deiner Schwester grundsätzlich gelingt, das nicht als "Geschwistervergleich" zu sehen, sondern eher sachlich und quasi als Überschrift, ist es vielleicht möglich, die "Kränkung" für duch beide in den Hintergrund zu schieben. Praktisch denken ...!
Chaos und Depression ist ein großer Strudel, ein bisschen wie eine Windhose ... darin ist schwer Halt zu finden. Vielleicht können Deiner Schwester "kleine" praktische Handlungsstrategien nützen? So etwas wie Hormonspiegel und Schilddrüse gründlich checken lassen, körperliche Faktoren wie Medikamente, mögliche Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten unter die Lupe nehmen lassen?
Manchmal entsteht ein solches Chaos nicht nur "im Kopf". Aber vielleicht habt ihr das ja auch schon gemacht? Es kann entlastend sein, sich solche Zusammenhänge genauer anzuschauen.
Einen Kalender einzurichten, eine Prioritäteniste zu schreiben, To-Do Liste, Ausmisten, Garderobenwechsel, Aufräumen ... kleine, beherrschbare Bereiche zu ordnen und den Versuch zu machen, alltägliche Gewohnheiten zu verändern. Könnte Deine Schwester so etwas annehmen?
Ihr "großes Ganzes" ist nicht auf einmal zu lösen. Das ist für sie - und für Dich allemal - viel zu viel.
Ja, jetzt hoffe ich, das klingt nicht zu verworren oder banal im Verhältnis zu den vielen Baustellen, mit denen Deine Schwester zurechtkommen muss und bei denen Du und Deine Familie sie zu unterstützen versucht ...
Viel Kraft und Ausgeglichenheit wünsche ich Dir!
Herzlich,
Steffi